Wenn aus zwei Kitas ein Kindergarten wird

Einweihungsfeier in Schweinfurt-St. Lukas

Voll in ihrem Element: Die Kindergartenkinder singen gerade von Gott: "Du bist oben im Himmel".

Schweinfurt, St. Lukas, So. 17. Juli 2016. Wer ist in der Segnitzstraße 21 am Hochfeld zu Hause? Auf den Klingelknöpfen stehen beispielsweise Namen wie „Spatzennest“, „Bärenhöhle“, „Mäusegruppe“. An diesem Sonntag musste aber dort niemand um Einlass bitten, denn die Einweihungsfeier mit „Tag der offenen Tür“ und Gemeindefest war angesagt.

Die Rede ist vom neuen „Evangelischen Kindergarten St. Lukas“ - selbst für die zahlreich samt Eltern gekommenen Kinder ein noch ungewohnter Name. Denn die bisherigen zwei Kitas – die Evangelische Kindertagesstätte St. Lukas und der Evangelische Montessori-Kindergarten „Katharina-Gundrum-Haus“ – gibt es nicht mehr.

Die St. Lukas-Kita war in die Jahre gekommen und wurde zusammen mit dem daneben liegenden Katharina-Gundrum-Haus um- bzw. neu gebaut, saniert und erweitert, weshalb Altenwohnungen abgerissen werden mussten. Dort also ist nun Schweinfurts größter Kindergarten mit 147 Plätzen entstanden. Auch ein neues Logo gibtʼs: ein Baum mit gelben und grünen Blättern.

Symbolisch genau im beidseitig verglasten, überdachten Verbindungstrakt zwischen beiden Häusern fand die offizielle Feierlichkeit statt. Natürlich spielten zuerst die Kinder die Hauptrolle. Neben Gott adressierenden Liedern wie „Du hast uns deine Welt geschenkt“ und „Du bist immer da“ stellten sie in einer gemalten Bilderreihe Jesu Segnung der Kinder (Markus 10,13-16) griffig dar.

OB Sebastian Remelé ebenso wie Stadtrat Jürgen Montag waren eigens anwesend. Denn die Stadt Schweinfurt hat immerhin mehr als die Hälfte der Baukosten geschultert; weitere 600.000 € kommen vom Freistaat, 300.000 € von der Landeskirche. Im Stadtrat gehe es bestimmt lauter zu als hier im Kindergarten, scherzte Remelé, der St. Lukas als sein erstes großes Kiga-Projekt in seiner 2010 begonnenen Amtszeit bezeichnete. Daher wertete er die „Geburt“ als ein freudiges Ereignis. Auch dass der weltweit gebräuchliche Name „Kindergarten“ wieder eingeführt wurde, begrüßte er, genauso wie dass es sich um ein integratives Modell für behinderte wie für Kinder ab dem ersten Lebensjahr handele.

Dekan Oliver Bruckmann, der die Einweihung mit Segnung vornahm, griff das Evangelium des Tages auf, in welchem Jesus seine Jünger als „Salz der Erde und „Licht der Welt“ bezeichnet (Matthäus 5,13f.): Gemeint und gefragt seien heute wir. Jesus traue uns einiges zu: „Salz und Licht sollen und wollen wir sein.“ Auch mit unseren Kitas werde dieser Zeugnisauftrag erfüllt.

Immerhin insgesamt 3,2 Mio. Euro Kosten! „Aber die Kinder und Familien sind es uns wert“. 120 Regelkinder und 27 Krippenkinder würden von 22 Mitarbeitenden betreut, was pro Woche 683 geleistete Arbeitsstunden bedeute. In Bruckmanns wie auch in anderen Ansprachen wurde immer wieder an die überstandene schwierige Bauzeit erinnert: So war ein Brandanschlag verübt worden, ein vorsätzlicher Wasserschaden verzögerte den Um-/Neubau um weitere neun Monate und machte sogar die temporäre Auslagerung des Kindergartenbetriebes notwendig.

Nun gelte es aber, gemeinsam nach vorne zu schauen. Der Dekan warb um vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Eltern und Kindergartenleitung. Er dankte dem Kita-Verbund, namentlich seiner pädagogischen Geschäftsführerin Diakonin Anja Schenk und Detlef Brands, dem stellvertretenden Gesamtkirchenverwaltungsleiter, und würdigte das bisherige Führungstrio Roswitha Krischker, Sofia Schreck sowie Ulrike Aumüller, das den Betrieb während der Baumaßnahme aufrechterhalten hatte. Offensichtlich steht aber ein Wechsel in der Gesamtleitung nahe bevor.

Denn recht kritisch äußerte sich der anschließend sprechende Elternbeiratsvorsitzende Dr. Strasser, assistiert von Eltern, die Protestplakate hochhielten: „Wir wollten Kontinuität, keinen Neuanfang“. „St Lukas – St. Maulkorb?“ „Never change a winning team“ - so stand darauf u.a. zu lesen. Strasser dankte ausschließlich Sofia Schreck, die er für eine „Integrationsfigur“ und „den richtigen Coach für den Kindergarten“ hielt. Weitere fünf Mitarbeitende würden die Einrichtung bis zum Ende des Kiga-Jahres verlassen. Energisch plädierte er für das Vorleben und Einfordern christlicher Werte.

Pfarrerin Christiana von Rotenhan intervenierte diplomatisch, indem sie ein Bild von einem Frosch verteilen ließ, der sich bei 90-Grad-Drehung auf einmal in einen Pferdekopf verwandelt: So sei es auch mit der einen und anderen Sichtweise. „Keine Wahrheit ist falsch.“ Die doch einander bereichernden verschiedenen Wahrheiten gelte es stehen zu lassen. Perspektivenwechsel sei immer wieder nötig.

Sodann stellte Christian Teichmann vom Würzburger Architekturbüro Grellmann, Kriebel, Teichmann die einzelnen Bauabschnitte, deren erster im Juli 2013 begonnen und am 20. Juli 2014 feierlich abgeschlossen werden konnte, sowie die verwendeten Materialien en detail vor. Er erinnerte auch an Prof. Gerhard Webers Konzept für das zwischen 1966 und 1969 entstandene St.-Lukas-Kirchenzentrum, dessen städtebaulicher Kontext erhalten geblieben sei. U-förmig umschließe es nunmehr der neue Kindergarten.

Endlich konnte danach jede und jeder die modernen Räumlichkeiten – fünf Gruppenräume und zwei Krippenräume – mit eigenen Augen bestaunen, auch die offene Küchenzeile und die Sanitärräume. Und vor allem die gesamte Außenanlage: viel Platz, viel Grün zum Spielen, viel Sand zum Buddeln. An diesem Tag waren freilich Hüpfburg, Tombola, Theater und Flohmarkt die Renner. Derweil prüfte irgendein Spaßvogel die Klingelfunktion der "Froschgruppe".

 

Aus der PRESSEMITTEILUNG von Pfrin. Christiana von Rotenhan:

Schweinfurt. Endlich ist es so weit, dass aus zwei nebeneinander liegenden Kindergärten ein neues, großes Haus mit Platz für 147 Kindern und circa 20 Mitarbeitenden geworden ist. Das Haus beherbergt zwei Krippengruppen. Der Neubau hat es möglich gemacht, dass für alle Kinder täglich frisch gekocht wird und gesunde Ernährung ein Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit ist. Ein weiterer Schwerpunkt bleibt die christliche Ausrichtung.

Der Bauherr der Einrichtung ist die evangelische Gesamtkirchengemeinde Schweinfurt unter dem Vorsitz von Dekan Oliver Bruckmann. Am 20. Juli 2014 wurde zuerst die Krippengruppe im Altbestand das Gebäudes eingeweiht. Daran schloss sich der Bau eines neuen Gebäudeflügels an und die Generalsanierung des restlichen Gebäudes. Heute trägt der Gesamtkomplex die Handschrift des Architekturbüros GKT (Grellmann, Kriebel, Teichmann) Würzburg.

Fast alle Bauarbeiten fanden während des laufenden Kindergartensbetriebs statt. Dafür gebührt der allerherzlichste Dank den drei Leiterinnen des Hauses Ulrike Aumüller, Roswitha Krischker und Sofia Schreck und ihrem Team. Ihnen ist es zu verdanken, dass die Kinder die Bauarbeiten und Umzüge gut überstanden haben.

Zu den Kosten: Die Gesamtkosten betragen circa 3,2 Mio. €: Mit 2,25 Mio € beteiligt sich die Stadt Schweinfurt, mit 290 000 € die evangelisch- lutherische Landeskirche, und der Kirchengemeinde St. Lukas bleibt der Rest der Summe.