Der Pfarrer schläft nicht mehr hier!

Installation von Pfr. Christian von Rotenhan in Wilhermsdorf

Nein, nicht vom Regen in die Traufe, sondern ein Wilhermsdorfer Regenschirm als Willkommensgeschenk für Pfr. Christian von Rotenhan und seine Frau Christiana

Wilhermsdorf, So., 17. Sept. 2017. Knapp hundert Kilometer sind es von Schweinfurt hierher. Wabernde Herbstnebel auf der Strecke. Es geht durch Neustadt an der Aisch, dem Sitz des Dekanats. Zu ihm gehören u.a. die Kirchengemeinden Dachsbach, Schauerheim, Unternesselbach – und eben Wilhermsdorf, bitte nicht zu verwechseln mit Wilhelmsdorf, gleichfalls im Dekanat Neustadt a.d. Aisch gelegen. Ja, wir befinden uns mitten auf dem Land – in Mittelfranken, aber gar nicht weit, 20 Kilometer von der Metropole Fürth weg.

5250 Einwohner zählt Markt Wilhermsdorf, - dies wird später I. Bürgermeister Uwe Emmert in seinem Grußwort betonen, gut die Hälfte evangelisch mit gleich zwei Kirchen, der Hauptkirche im Altort und der als Beerdigungs- und Winterkirche dienenden Spitalkirche am Friedhof, dazu drei evangelische Kindergärten neben einem katholischen.

Die Marktgemeinde soll „die Perle im Zenngrund“ sein, „ein typisch fränkischer Ort mit vielen Festen, wobei die Kirchweihen die bedeutendsten sind“. So steht‘s auf der Gemeinde-Homepage (http://www.markt-wilhermsdorf.de/). Wie‘s der Zufall will, fand am Sonntag, dem 17. September, gerade die Herbstkärwa statt. Und mit ihr – von den Organisatoren ursprünglich gar nicht geplant und geahnt - die Einführung des neuen Pfarrers Freiherr Christian von Rotenhan.

Nach 15 Jahren Dienst in Schweinfurt-St. Lukas war ihm mit Wirkung von 1. Sept. 2017 diese Pfarrstelle verliehen worden und seiner Frau Christiana die benachbarte Stelle an der Kilianskirche in Markt Erlbach, nur fünf Kilometer entfernt. Einige treue Gemeindeglieder aus Schweinfurt waren zur Installation angereist, unter ihnen KV-Vertrauensmann Karlheinz Götz, der als Assistent mitwirkte, die stellvertretende KV-Vertrauensfrau Clarissa Hannig und Gemeindesekretärin Ilona Richter mit Familie. Überhaupt ist es allemal spannend, am kirchlichen Leben anderer Dekanate teilzuhaben und zu sehen, wie es ehemaligen Geistlichen des Dekanats Schweinfurt dort ergeht.

Feierlicher Einzug in die festlich geschmückte Hauptkirche. Kirchenchor und Posauenchor gestalteten den Gottesdienst voluminös aus. Anstelle der noch nicht im Dienst befindlichen neuen Dekanin von Neustadt nahm Pfarrerin Kerstin Baderschneider (Kirchengemeinde Hagenbüchach) in ihrer Funktion als stellvertretende Dekanin die Amtshandlung vor. Mit freundlichen, warmen Worten begrüßte sie den Pfarrer. Damit sei der ein langes Dreivierteljahr pfarrerlosen Gemeinde „ein dicker Stein vom Herzen gefallen“. Man wage mit den beiden Stellen, die das Ehepaar künftig innehabe - jedoch nicht im Splittingmodus, sondern separat! - Neues. Nur müsse sich Wilhermsdorf leider daran gewöhnen, dass der Pfarrer nicht mehr hier, sondern im Pfarrhaus von Markt Erlbach schlafe.

Baderschneider griff in ihrer geistlichen Besinnung den Wochenspruch „Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat“ (Psalm 103,2) auf: Er sei in diesen für Ehepaar von Rotenhan turbulenten Tagen ein Wort der Entschleunigung - zum Innehalten, zum Zurückblicken auf Gottes Segensspuren in ihren Schweinfurter Jahren. Das tue der Seele beim Neuanfang gut und lasse das Vertrauen wachsen, dass Gott auch in Zukunft da sei. „Loben zieht die Seele nach oben.“ Dann führte sie unter Segnung den neuen Pfarrer offiziell in sein Amt ein.

Seine erste Handlung auf der kunstvoll verzierten Kanzel aus dem Jahr 1712 war die Predigt über Jesu Heilung eines Aussätzigen (Markus 1,40-45). „Kunst“ war zunächst das Stichwort: Kunstwerke – Bilder, Skulpturen, Texte und Musik – würden Zeugnis vom Glauben geben, z.B.: „Keiner erzählt besser vom lieben Gott als der alte Bach.“ Auch diese Kirche, vor allem ihr opulent ausgeschmückter Altar, erzähle von Gott.

Genauso habe der vom Aussatz Geheilte, obwohl es ihm Jesus verboten habe, das Wunder seiner Heilung weiter erzählt, damit neuer Glaube entstehen könne. „Er konnte gar nicht anders.“ Denn „von einem Wunder kann man nur erzählen, wenn man daran glaubt“, eben weil man Wunder nicht beweisen könne. Solche „Erzählungen sind darum Quellen des Glaubens. Der Glaube bekommt dann Flügel.“ Ebenso lasse sich Gott nicht beweisen, aber seine Existenz auch nicht widerlegen. So wolle Gott in den biblischen Erzählungen selbst zu Wort kommen und Ostern beglaubigen, damit wir durchs Hören selber zu Osterzeugen werden. Unser Auftrag sei es, „Teile / Verteiler des Glaubenslichtes in unserer Welt“ zu sein.

Draußen hatte sich inzwischen der Nebel gelichtet. Der Weg in den Bürgersaal zum anschließenden Empfang führte an einer nun erst richtig sichtbaren, großen Baustelle gleich neben der Hauptkirche vorbei: Hier entsteht das neue Gemeindezentrum „Kircheneck“. Deshalb wurde in den Grußworten immer wieder auf das gute Organisationstalent und den großen Erfahrungsschatz des neuen Pfarrers abgehoben, denn Freiherr von Rotenhan kennt sich mit Fundraising, Spendenbarometer und ähnlichem aus. Immerhin handelt es sich laut Bürgermeister Emmert um das größte Bauprojekt seit dem Bau beider Kirchen – und das war Anfang des 18. Jahrhunderts! Aber der Bürgermeister, der sich auf die weiterhin gute Kooperation zwischen Kirche und Kommune freute, machte dem Neuen auch Mut: „Der Pfarrer ist bei uns nicht nur dabei, sondern immer mittendrin.“

Dr. Ulrike Schorn, die „Seniora“ des Pfarrkapitels und selbst aus Schweinfurt stammend – Pfr.i.R. Dieter Schorn ist ihr Vater! -, begrüßte geradezu euphorisch die beiden Schweinfurter im Dekanat Neustadt. KV-Vertrauensmann Thomas Reinhardt wünschte dem Pfarrer sogar: „Möge bei uns die Krönung Ihrer Laufbahn sein.“ Sowohl Pfrin. Schorn als auch der Kirchenvorsteher zitierten übrigens Schweinfurts OB Sebastian Remelé anlässlich von Rotenhans Verabschiedung: „Wer sich in Unterfranken behauptet hat, wird in Mittelfranken leichtes Spiel haben“.

Am Ende bedankte sich der Pfarrer mit sehr persönlichen, demütigen Worten: „Ich bin im Auftrag – des Herrn – hier.“

Pfarrerin Christiana von Rotenhan wird eine Woche später, am Sonntag, dem 24. Sept., in Markt Erlbach installiert. The same procedure as last week?