Landesbischof Kopp predigte beim Kantatengottesdienst – anschließend Einweihung des Gemeindehauses im Rohbau


Bad Kissingen. „Lasst euer Licht leuchten!“ – Mit diesen Worten Jesu aus der Bergpredigt brachte Landesbischof Christian Kopp auf den Punkt, worum es an diesem besonderen Tag ging: Die evangelische Kirchengemeinde Bad Kissingen feierte nicht nur einen festlichen Gottesdienst, sondern auch die Einweihung ihres neuen Gemeindehauses – des LichtForums.
Die Erlöserkirche war beim Kantatengottesdienst bis auf den letzten Platz gefüllt. Der Würzburger Madrigalchor und das Erweiterte Kammerorchester Bad Kissingen brachten eine fast vergessene Kantate von Georg Philipp Telemann zu Gehör: „Jesus sei mein erstes Wort.“
Kirchenmusikdirektor Jörg Wöltche wies auf die Besonderheiten dieser Kantate hin, die im französischen Stil viel Lust und Freude an der Verzierung habe. Sein persönlicher Lieblingston sei tatsächlich der allererste, den er widerspreche völlig den Erwartungen des barocken Publikums: Statt eines festlichen Eingangsstücks beginnt der Sopran ganz allein mit einem hohen Ton, wie ein Kind, das schreiend und nackt auf die Welt kommt. Nach einem Gang durchs Leben steht der festliche Eingangschor dann am Ende der Kantate und weist gewissermaßen darauf hin: Mit dem Tod ist noch lange nicht alles zu Ende!
In seiner Predigt hob Kopp die Rolle des Lichts hervor, das dem neuen Gemeindezentrum seinen Namen gab. Gerade in einer Zeit voller Krisen und Unsicherheiten sei es wichtig, Räume zu schaffen, in denen Licht, Hoffnung und Gemeinschaft erfahrbar werden. „Ohne Licht wäre gar nichts“, sagte der Landesbischof und würdigte die Bad Kissinger Gemeinde als mutig und zukunftsgewandt. Mit der thematischen Neuausrichtung der Pfarrstellen, dem Verkauf alter Gebäude und dem mutigen Umbau sei sie neue Wege gegangen.
Nach dem Gottesdienst zogen die Gäste, begleitet von mitreißenden Gospels der KisSingers, durch die Fußgängerzone zum LichtForum. Zwar steht das neue Zentrum noch im Rohbau – doch wie Pfarrerin Jacqueline Barraud-Volk augenzwinkernd bemerkte: „Auch beim Eiffelturm hat bei der Einweihung noch einiges gefehlt.“ Sie wies auf die Sonnen-Symbole im Dach und an der Tür des alten Pfarrhauses von 1860 hin, die Modell gestanden hatten für das moderne Sonnen-Logo der Gemeinde. Umso passender sei der Bezug aufs Licht im Namen.
Im zukünftigen großen Gemeindesaal hinter dem Altbau sowie im Hinterhof war trotz Baustelle Platz für Bewirtung und Begegnung. Landesbischof Kopp sprach den Segen, anschließend kamen weitere Gäste zu Wort: Synodalpräsidentin Annekathrin Preidel betonte die Kraft des Vertrauens in Prozessen des Werdens. Eine Haltung der Offenheit, des Muts und des Vertrauens sei nötig, um so einen offenen Ort zu betreiben. Oberbürgermeister Dr. Dirk Vogel lobte die Gemeinde als „sympathisch, offen und mutig“ und hob die gelungene Verbindung von Alt und Neu hervor. Er freue sich auch auf das inklusive Café, das hier entstehen soll. Pfarrer Gerd Greier von der direkt angrenzenden katholischen Herz-Jesu-Kirche freute sich sichtlich über die gute Nachbarschaft und kündigte an, dass die Bautätigkeit gleich weitergehen werde, denn auch an der katholischen Kirche stehe eine Außensanierung an. Bis der angedachte ökumenische Garten realisiert werden kann, könnte es also noch länger dauern.
Bei Führungen durch das LichtForum erläuterten die Architekten das Konzept: historische Substanz bewahren, gleichzeitig barrierefrei, flexibel und energieeffizient bauen. Im Erdgeschoss entsteht das Pfarramt an der gewohnten Stelle neu, darüber Räume für Kirchenmusik, Jugend und Gemeindeveranstaltungen.
Bis hier dauerhaft Leben einzieht, wird noch Zeit vergehen. Doch christlicher Glaube verliert die Hoffnung nie – und Kirche ist stets „mitten im Werden“.