"Hab Dank"

Eröffnung der Ausstellung „Der andere Habdank“ im Augustinum

Hier erkennt man noch Habdanks Handschrift: Aquarell "Liebespaar, stehend" (1995)

Schweinfurt, 19. Mai 2015. Abendliche Vernissage im Augustinum. Dies aus gleich drei Gründen: Zum einen begeht die Seniorenresidenz bald ihr 40-jähriges Jubiläum. Zum anderen war der Künstler, dem die Ausstellungseröffnung galt, der Augustinum-Idee generell eng verbunden, und zwar nicht zuletzt aufgrund seiner Freundschaft mit der Gründergestalt Pfarrer Georg Rückert. Er zeichnete für die Form- und Farbästhetik der Wohnstifte verantwortlich und entwarf auch ihr Erkennungszeichen: das Nashorn! Und drittens war er gebürtiger Schweinfurter.

Die Rede ist von Walter Habdank (1930-2001), der in diesem Jahr 85 Jahre alt geworden wäre. Stiftsdirektor Marcus Reuter begrüßte im gut gefüllten Augustinussaal die Bewohnerinnen und Bewohner sowie die Gäste. Die Ausstellung, unten in der Eingangshalle beginnend und sich die Treppe hinauf ins Foyer und hinein in den Saal im ersten Stock erstreckend, präsentiere mit ihrer Auswahl an Landschafts-, Blumen- und Tierbildern einen völlig anderen Habdank.

Ja, gibt es überhaupt einen anderen Habdank? Nur wenige dürften dies zuvor gewusst haben. Schließlich kennt man recht gut seine expressionistisch geprägten Holzschnitte biblischer Gestalten und Erzählungen – immer wieder die großen Augen, die überlangen Finger und wuchtigen, ausdrucksstarken Hände der dargestellten Personen wie Hiob oder Abraham, auch die für Habdank typische Schrifttype (AUGUSTINA), ferner die Habdank-Bibel von 1995.

„Ganze Unterrichtsstunden haben wir mit ihm bestritten, schon als Vikare“, betonte denn auch Dekan Oliver Bruckmann in seinem Grußwort. Doch „trotz seines kirchlichen Kontextes“ sei Habdank „nie zum Insiderkünstler geworden“. Er greife mit seinen Bildern existenzielle Fragen auf: „Die Kreatur, der Mensch ist bedrängt, angestrengt. Aber nicht aussichtslos. Da ist Hoffnung. Da bleibt eine Perspektive. Und berechtigtes Vertrauen.“

Doch nun der andere Habdank mit besonders bunten Landschafts- und Blumenaquarellen. Sohn Johannes Habdank, der viele Jahre als Diplom-Volkswirt in leitender Position in verschiedenen Augustinum-Stiften gearbeitet hatte und jetzt Pfarrer von Berg am Starnberger See ist, dort wo sein Vater die letzten Lebensjahre verbracht hatte, stellte ihn und sein Werk vor:

Als 1930 Walter das Licht der Welt erblickte, leiteten seine Eltern das Schweinfurter Haus Marienthal für 90 schwer erziehbare Kinder. Die Kriegsjahre erlebte er in München mit, wohin die Familie nach Schließung der Einrichtung durch die Nazis gezogen war. Anfang der 50er Jahre studierte er Malerei und Grafik an der dortigen Akademie der Bildenden Künste und machte bald durch selbstständige Ausstellungen von sich reden, wurde aber auch von Anfang an „wegen seiner kompromisslosen Gegenständlichkeit heftig kritisiert. Das Abstrakte war nie seins“, so Johannes Habdank. Erst in den 70er Jahren fand er zu seinem dann unverwechselbaren Holzschnittstil mit zunehmend religiösen Themen; als Höhepunkt die erwähnte Bilderbibel-Edition. Viele Auftragsarbeiten sicherten das Aus- und Einkommen.

In seinem Atelierhaus in Berg setzte er schließlich mit Blumen- und Landschaftsaquarellen noch einen neuen Schaffensschwerpunkt im Alter. Und diese stehen nun im Zentrum der hiesigen Ausstellung. „Die Bilder, die Sie hier sehen, sind Ausdrucksformen der menschlichen Existenz, Seelenbilder, Seelenlandschaften und Darstellung der Schöpfung“, so noch einmal Habdanks Sohn.

Aber auch andere biographische Seiten dieses wohl bedeutendsten christlichen deutschen Künstlers des 20. Jahrhunderts kamen dem Publikum zu Ohr: ein ausgeprägter Individualist, Nonkonformist, für den entgegengebrachte Vorurteile wie „unzeitgemäß“ oder „gegenständlich“ Ehrentitel waren.

Diakoniechef Pfr. Jochen Keßler-Rosa machte im anschließenden Gespräch auf weitere Werke Habdanks in Schweinfurt aufmerksam, etwa in der Geschäftsstelle des Diakonischen Werkes, im Löhe-Haus und im Leopoldina-Andachtsraum. Und Dekan Bruckmann gab sich wortspielerisch über die froh stimmenden und dankbar machenden Habdank-Bilder: „Hab Dank dafür“.

Die Ausstellung läuft bis Ende Juni.