Einführung des Pfarrerehepaars Annette und Edson Schumacher

In Niederwerrn hat eine neue Zeitrechnung begonnen!

Viel zu klein war die Dorfkirche, in der die feierliche Einführungshandlung vollzogen wurde, viel zu klein auch das schicke, neue Martin-Luther-Gemeindezentrum, wo anschließend der Empfang stattfand. Die evangelischen Niederwerrner und Oberwerrner machten sich deshalb vorzeitig auf, um einen Sitzplatz zu finden. Dennoch mussten viele insgesamt rund vier Stunden Stehvermögen mitbringen.

Pfarrerin Grit Plößel (Dittelbrunn), die zehn lange Monate die offizielle Vakanzverwaltung der Pfarrstelle wahrgenommen hatte, drückte in der Begrüßung ihre Freude darüber aus, dass im renovierten Pfarrhaus wieder Licht brenne. Mit Wirkung vom 1. September habe nun gleich ein Pfarrerehepaar die Nachfolge von Pfr. Reinhard Kern, der Ende Oktober 2008 verabschiedet worden war (s. Archiv 2008/II, Punkt 4), angetreten. Edson und Annette Schumacher sind zwar mitsamt ihren drei Töchtern „nur“ aus Neunburg vorm Wald (DB Cham) zugezogen, wo sie seit 2006 bereits je eine halbe Pfarrstelle – Pfr. Schumacher speziell für Aussiedlerseelsorge - innehatten. Aber ihre eigentliche berufliche Wirkungsstätte war zuvor zwölf Jahre lang Brasilien, denn Edson Schumacher ist von dort gebürtig (s. unten beider Vita). So nahmen selbstverständlich auch die brasilianische Austauschpfarrerin Dr. Tais Strelow (Schweinfurt-St.Salvator), die einige Zeit neben Pfr. Kern in Niederwerrn gewirkt hatte, und ihr Mann Fernando, ein Katechet der brasilianischen Kirche, an der Einführung teil. Auch Dekan Oliver Bruckmann stellte in seiner Ansprache die Partnerschaftsbeziehungen seines Dekanates zu Brasilien, besonders zu den evangelischen Kirchen in Rio de Janeiro, heraus. Dies sei ein Zeichen dafür, „dass wir Evangelischen eine weltweite Kirche sind.“

Nach beider offizieller Amtseinführung mit Segnung hielt Pfarrer Schumacher seine Antrittspredigt über den Erntedankfesttext, Jesu Gleichnis vom reichen Kornbauern (LkEv 12,13-21): Dessen Problem sei nicht der Reichtum gewesen, sondern die egoistische Art seiner Gedanken. Er habe nur von sich geredet, sei darum einsam und innerlich arm geworden. Schumacher appellierte an die Gemeinde: „Tritt heraus aus deinem dir nur selbst geltenden Dialog“ und hinein „in den Horizont Gottes!“ Wir alle bräuchten Wurzeln in Gott, unserer Kraftquelle in guten wie in schlechten Tagen. „Dann sind wir gesegnete Menschen.“ Der Gottesdienst schloss mit einer von Pfarrerin Schumacher gestalteten Abendmahlsfeier.

Zu den Grußrednern im Martin-Luther-Haus zählte Pfarrerin Christhild Grafe (Kreuzkirche Oberndorf) als stellvertretende Seniorin, die den beiden Pfarrersleuten ein Wörterbüchlein „Fränkisch“ zum Heimischwerden schenkte: „Schön, dass ihr da seid.“ Auch Ortsbürgermeister Peter Seifert bekundete, dass er das brasilianische Ehepaar an „Niederwerrner Gepflogenheiten“ anpassen werde. Er hatte vorab gar Informationen über das „Superpaar“ bei seinem Neunburger Kollegen eingeholt. Der katholische Geistliche Pfr. Stefan Kömm erinnerte an seinen (einjährigen) Bolivien-Aufenthalt. Nun sei eben auch auf evangelischer Seite in Niederwerrn ein Stück Weltkirche sichtbar geworden. Er freue sich auf die Förderung der Ökumene. Und auch Landessynodalin Renate Käser, zugleich die Dekanatsbeauftragte für Partnerschaft, Entwicklung und Mission, akzentuierte den Brückenschlag nach Brasilien. Solche Partnerschaften trügen zum Frieden in der Welt bei.

„Geh unter der Gnade“, sang u.a. der Chor. Es sei den beiden noch jungen Pfarrersleuten ein gutes Einleben in der überschaubaren, heilen, dörflichen Welt Unterfrankens - mit schönen Träumen von Südamerika - gewünscht.

 

 

   
     Vor der Segnung: Ehepaar Schumacher mit Dekan Bruckmann Zurüstung im Pfarrhaus (v.l.): Pfrin. Grit Plößel, KV-Vertrauensfrau Doris Englisch, brasilianische Austauschpfrin. Dr. Tais Strelow mit Mann
   
Grußwort von Pfrin. Christhid Grafe (l.), rechts daneben KV-Vertrauensfrau Doris Englisch, in der Mitte Bürgermeister Peter Seifert, rechts Ehepaar Shumacher. Gruppenbild auf der grünen Wiese (v.l.): Bürgermeister Seifert, Dekan Bruckmann, Pfrin. Plößel, Pfr.-Ehepaar Schumacher, Frau Englisch, Pfr. Raßdörfer, Pfr. Kömm

 

Presseschau:

Brasilien, Kanada, Niederwerrn:

Pfarrerehepaar Schumacher übernimmt Amt am 1. September

Niederwerrn: [...] Die seit dem Abschied von Reinhard Kern vor einem Jahr vakante Pfarrstelle soll wiederbesetzt werden. Mit Annette und Edson Schumacher präsentierten sich Kerns Nachfolger, die ihr Amt am 1. September antreten sollen.

Edson Schumacher wurde 1969 in Sao Miguel in Südbrasilien geboren. Als Jugendlicher kam er in die 90000-Einwohner-Stadt Cachoeria im Bundesstaat Rio Grande do Sul und studierte an der Hochschule in Sao Leopoldo evangelische Theologie. Im Rahmen eines Studentenaustauschprogrammes durch die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern studierte er in Neuendettelsau und weilte von 1992 bis 1994 in Deutschland. Hier heirateten Edson und Annette Schumacher.

1994 kehrte das Ehepaar nach Brasilien zurück. Nach der Beendigung des Studiums übernahm Schumacher den Pfarrdienst von 1996 bis 2006 in der Evangelischen Kirche lutherischen Bekenntnisses. Im März 2006 trat er in den Dienst der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und betreute die halbe Pfarrstelle in der Aussiedlerseelsorge mit Wohnsitz in Neunburg vorm Wald (Lkr. Schwandorf).

Pfarrerin Annette Schumacher kam 1965 als Kind deutscher Eltern in Hamilton (Kanada) auf die Welt. 1969 kehrte die Familie nach Hohenbrunn (Lkr. München) zurück. Annette Schumacher studierte in München und Tübingen und übernahm danach ein Vikariat in Fürth. 1994 erfolgte die Entsendung über die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) in den Dienst der Evangelischen Kirche lutherischen Bekenntnisses in Brasilien. Dort übernahm sie den Pfarrdienst von 1994 bis 2003. Nach ihrer Rückkehr im März 2006 betreute sie die halbe Pfarrstelle in Neunburg vorm Wald. Das Pfarrehepaar hat drei Töchter: Rebeca (10), Debora (7) und Miriam (6).

(aus: Schweinfurter Tagblatt vom 4. Juli 2009, S. 27 (dt) )