Eine Trösterin und gestandene Frau geht

Abschiedsgottesdienst für Vikarin Johanna Thein

Man hörte sie gerne predigen: Ex-Vikarin Johanna Thein

Schweinfurt, 18. Febr. 2018. Es war ein richtiger Festgottesdienst bei gut besuchter Christuskirche. Neben Martin Hub an der Orgel spielte der Evangelische Posaunenchor Schweinfurt unter Leitung von Wolfhart Berger auf. Zudem hatte der kürzlich von Erna Rauscher gegründete Chor seinen ersten öffentlichen Auftritt. Von „Tut mir auf die schöne Pforte“ über „Ein feste Burg“ bis zum für solche Anlässe unverzichtbaren „Vertraut den neuen Wegen“ wurde bestes Kirchenliedgut präsentiert. Denn Vikarin Johanna Thein galt es nach zweieinhalb Jahren Ausbildung zur Pfarrerin zu verabschieden, … und bekanntlich fällt Abschied schwer, wie Pfr. Dr. Wolfgang Weich in seiner Begrüßung der Gemeinde bekundete.

„Was ist überhaupt Gemeinde? Woran denken Sie da?“ So lautete Theins Einstieg in ihre letzte Predigt in Schweinfurt. Gemeinde sei eben nicht nur ein Gebäude, ein Kindergarten oder die Kirchenmusik, sondern vor allem Menschen, die sie mit Leben füllen, z.B. der/die Pfarrer/in, die Sekretärin, das Kindergartenteam, Ehrenamtliche, Konfis … „Gäbe es denn Gemeinde, wenn es diese Menschen nicht gäbe?“ Ergo: Gemeinde „ist eine lebendige Gemeinschaft von vielen unterschiedlichen Menschen.“

Dazu zitierte sie Jesu Aufruf in der Bergpredigt, Salz der Erde und Licht der Welt zu sein (Matthäus 5,1): Dies seien essenzielle Dinge, womit überhaupt Leben entstanden sei und bestehen könne. Auf die Gemeinde übertragen: „Versteckt euch nicht! Denn ohne Licht und Salz gibt es keine Gemeinde.“

Ein Großteil der Predigt bestand sodann aus persönlichen Reminiszenzen der Scheidenden: Sie könne ihr Glück immer noch kaum fassen, zweieinhalb Jahre Vikarin an der Christuskirche gewesen zu sein. „Ein großartiges Geschenk, das Gott mir geschenkt hat!“ Sie habe die Unterschiedlichkeit der Aufgaben, Erlebnisse und Begegnungen genossen. Besonders wertvoll seien ihr dabei persönliche Gespräche gewesen. Sie habe immer das Gefühl gehabt, angenommen zu sein und auf offene Ohren zu stoßen. Ja, hier habe sie Menschen als „strahlende Lichter“ erlebt. „Sie alle hier sind mir zum Salz und Licht geworden. Meine Zeit hier hat dadurch die richtige Würze bekommen.“ Zugleich habe sie immer wieder miterleben dürfen, dass Menschen nicht nur nach außen strahlten, sondern auch untereinander Licht austausch würden, indem sie sich gegenseitig Hilfe leisteten.

Schlusswort der ehemaligen Vikarin: „Ich gehe satt und mehr als zufrieden, - natürlich auch mit Wehmut.“ Der Gemeinde wünschte sie eine aktive Zukunft. Ebenso persönliche Worte fand anschließend ihr Mentor Pfr. Dr. Wolfgang Weich. Frau Thein sei eine „Trösterin“ und „Mutmacherein“ gewesen, die die Gemeinde bereichert habe (s. unten auch Dr. Weichs Abschiedszeilen). Dann segnete er sie vor dem Altar.

Unter den Grußrednern war Theins Schulmentor Wolfgang Schweser vom Olympia-Morata-Gymnasium, der sie in den 30 Monaten Begleitung als „eine gestandene Frau“ und einen „menschlichen Menschen“, der „ungeheuer viel wert“ sei, charakterisierte.

KV-Vertrauensfrau Inge Herrmann und Dr. Jürgen Schott resümierten noch einmal die Werdestationen der 1986 in Coburg Geborenen, ihr Theologiestudium in Erlangen, Münster und Bonn sowie ihren Dienst in der Christuskirche seit ihrer Einsegnung beim Arche-Herbstfest 2015.

Weitere gute Erinnerungen und Worte für den künftigen Lebensweg kamen von Diakon Marc Leistner im Namen der Gemeindejugend, von Barbara Hellmann für das Frauenfrühstücksteam und vom neuen Chor mit einem speziellem Abschiedsliedtext: „Es ist so schade, dass du gehen musst, wir sind ja alle sehr traurig ...“

In Bälde wird Frau Thein offiziell als Pfarrerin zur Anstellung ihren Dienst im oberbayerischen Poing versehen, da ihr Mann Joachim an der nahen Hochschule Weihenstephan Forstingenieurwesen studiert. Ja, such is life, auch wenn das Dekanat Schweinfurt dadurch leider wieder ein Stück ärmer geworden ist. Zurzeit hat es nur noch eine Vikarin, Eva Mundinar, in SW-St. Johannis/St. Salvator.

 

Abschiedsworte von Pfarrer Dr. Wolfgang Weich

Viel zu früh, obwohl immer klar war, dass der Frühling 2018 kommen würde, ist unsere Vikarin Johanna Thein jetzt fertige Pfarrerin. Als Vikarin an der Christuskirche Schweinfurt wurde sie am Sonntag, dem 18. Februar in der Christuskirche verabschiedet. Am 4. März wird sie ordiniert und am 11. März in ihren Dienst in der Kirchengemeinde Poing bei München eingeführt.

Ein bisschen mehr als zwei Jahre ist es her, da kam Vikarin Johanna Thein frisch von Studium und Examen zum „kirchlichen Vorbereitungsdienst“ in unsere Kirchengemeinde und wurde beim Arche-Herbstfest eingeführt. Was den Dienst als Pfarrerin so ausmacht, wollte und sollte Vikarin Thein kennen lernen und selbst praktizieren.

Schnell sprachen sich ihre lebendigen Gottesdienste herum, ihr besonderer Draht zu Jugendlichen war ein Pfund in der Konfi-Arbeit, viel neue Ideen brachte sie ein – der regelmäßige Gedankenaustausch in menschlichen, praktischen, theologischen Fragen waren für mich als ihren Gemeindementor ein besonderer Gewinn. Lachend und ernsthaft, klug und immer bereit, sich mit anderen zusammen auf die Suche zu machen hat Johanna Thein ihren besonderen Platz in der Gemeinde und den Herzen der Menschen gefunden. Ihr Projekt waren die „Kirchenmäuse“ in der Arche, wozu sie ein Team aus jugendlichen Mitarbeitenden aufbaute, die inzwischen an vielen Stellen in der Gemeinde aktiv sind, – da zeigt sich das erfolgreiche Zusammenwirken mit Jugenddiakon Marc Leistner, der gleichzeitig gekommen war, besonders.

Bei aller Präsenz in der Kirchengemeinde verbrachte Vikarin Thein viele Wochen im Predigerseminar Nürnberg, und sie legte ihr zweites kirchliches Examen ab – im sicheren Gefühl, dass die Gemeinde für sie betete und mitdachte, dass ihre Schüler*innen zur Lehrprobe das Beste geben würden. Johanna Thein unterrichtete an der Mittelschule Dittelbrunn, an der Gartenstadt-Grundschule und im Olympia-Morata-Gymnasium. Ihre Fachmentoren Katechetin Margit Steuck und die Pfarrer Andreas Grell und Wolfgang Schweser gaben ihr dabei notwendige Anleitung, Feedback und Sicherheit.

Wir mögen uns alle gar nicht vorstellen, dass Johanna Thein nun nach Poing weiterzieht, aber wir geben ihr herzlichst unseren Segen mit – genauso wie wir mit großer Freude auch die Trauung mit ihrem Freund und Verlobten Joachim am 20. Januar mitfeierten. Alles Gute und einen gesegneten Neuanfang in Poing!