Das Paradies als ein Frühlingsmorgen

Ausstellung im Museum Georg Schäfer

Schweinfurt. Herzlich zu einem Besuch eingeladen wird zur Ausstellung "Das Paradies als ein Frühlingsmorgen - Biblische Landschaften von Johann Wilhelm Schirmer" im Museum Georg Schäfer. Sie ist dort seit dem 1. März und noch bis zum 24. Mai zu sehen (Di.-So. 10-17 Uhr, Do. 10-21 Uhr).

Es handelt sich um ein Kooperationsprojekt des Museums mit dem Evangelischen Dekanat im Rahmen des Luther-Themenjahres 2015 "Reformation - Bild und Bibel". Siehe dazu den Weblink: www.luther2017-bayern.de

Johann Wilhelm Schirmer war ein Landschaftsmaler Mitte des 19. Jh.s, ein sog. Spätromantiker, Professor an den Kunstakademien Düsseldorf und Karlsruhe, Lehrer berühmter Schüler wie Arnold Böcklin, Anselm Feuerbach oder Hans Thoma.

1855 hat er einen biblischen Zyklus begonnen, bestehend aus 26 Bildern zum 1. Buch Mose: vom Paradies über Kain/Abel und Noah/Sintflut bis zu Abrahams Tod. Diese Kohlezeichnungen setzte er in den Jahren danach, leicht variiert, in Ölbilder um. Die Landschaft ist für Schirmer ein wesentlicher Zeil der Offenbarung und Schöpfung Gottes. Zugleich reflektiert sie die Stimmung der Handlung und ist eine Metapher für den ewigen Kreislauf des Lebens.

Das Museum Georg Schäfer präsentiert sowohl die Kohlezeichnungen als auch die Gemälde. Der umfangreiche Katalog zur Ausstellung enthält die theologische Interpretation dieser Bilder seitens Pfr. Dr. Siegfried Bergler. Er wird am Do., 9. April, 19.00 Uhr, eine öffentliche Führung im Museum anbieten, ferner für das Evang. Erwachsenenbildungswerk zwei Vorträge im Martin-Luther-Haus über Schirmer halten (Do., 23. April u. 7. Mai, jew. 19.30 Uhr).

Hier ein Pressebericht zur Eröffnung der Ausstellung am 28.2.2015:

Der Anfang ist ein Frühlingsmorgen, das Ende ein Herbstabend. Von Adam und Eva im Paradies bis zu Abrahams Tod spannt sich der Bogen, den Johann Wilhelm Schirmer für seinen 26-teiligen Zyklus Biblische Landschaften gewählt hat. Unter dem Motto „Das Paradies als ein Frühlingsmorgen“ sind Bilder und Kohlezeichnungen Schirmers bis 24. Mai im Museum Georg Schäfer (MGS) zu sehen.

Von Adam und Eva bis Abraham: In dieser Spanne liegt die Entwicklung der Menschheit. Der erste Mord passiert, als Kain seinen Bruder Abel erschlägt. Die Menschen erobern sich die Erde, Städte, Kultur, Kunst entwickelt sich. Und Gott prüft und straft seine Menschen. Abraham soll seinen Sohn Isaak opfern, die Sintflut kommt über die Menschen. Viele Abschiede hat Schirmer in seinen Bilden thematisiert, sagt Alttestamenter Siegfried Bergler bei der Eröffnung. Sie prägen das Leben der Menschen. Und es gibt immer wieder einen Neuanfang. Die Zeit der Menschen mag begrenzt sein, die Natur aber ist ewig. Auch das symbolisieren die Bilder.

Der Theologe Bergler hat die Texte zu den Bildern verfasst – und legt dabei eine geradezu biblische Leidenschaft an den Tag. Der Rundgang mit ihm ist ein Erlebnis. „Pardon, das ist eine Predigt“ hat die kommissarische Museumsleiterin Karin Rhein ab und an seine Text-Entwürfe kommentiert, erzählt er bei der Eröffnung. Dabei predigt hier nur einer: Die Landschaft. Für Bergler ist das das Faszinierende an Schirmers Werken, die er sich in einem längeren Prozess vertraut gemacht hat.

Schirmer, nie gehört. Das war Berglers erste Reaktion, als Dekan Oliver Bruckmann mit der Idee auf ihn zukam, sich mit den Bildern auseinanderzusetzen. Die Ausstellung im MGS steht in Zusammenhang mit der Lutherdekade. Die Lutherdekade führt auf 2017 hin, wenn 500 Jahre Thesenanschlag gefeiert wird. Gemeinsam mit dem evangelisch- lutherischen Dekanat greifen heuer auch noch Kulturhalle und Museum Otto Schäfer das Thema „Bild und Bibel auf.“ Inzwischen ist Schirmer Bergler ans Herz gewachsen. Wahrscheinlich vor allem, weil in seinen Bildern die Landschaft predigt, wie Bergler so schön sagt. Die Natur spricht. Sie steht für das, was den Menschen passiert, was sie auslösen. Aber auch für Gott. Denn Gott stellt Schirmer nicht als den üblichen älteren Herren mit Rauschebart dar. Seine Schöpfung verkörpert ihn. Die ewigen Berge zum Beispiel. Der Verzicht auf ein Abbild Gottes ist auch der Grund, warum Schirmer seinen Zyklus mit einem Morgen im Paradies anfangen lässt, nicht mit der Erschaffung von Adam und Eva. Auf dieses Bild hätte Gott schon draufgemusst. Wie bei der Bilderbibel von Julius Schnorr von Carolsfeld. Bei ihm hat sich Landschaftsmaler Schirmer übrigens ab und an Figur-Vorlagen ausgeliehen, mit Erlaubnis. Menschen stehen nicht im Vordergrund. Für Schirmer war immer die ideale Landschaft das künstlerische Ziel. Die Geschichten aus dem Buch Genesis, die der Zyklus erzählt, spielen nicht im Heiligen Land. Nur auf zwei Bildern, die Hagar und Ismael in der Wüste zeigen, ist die Szenerie biblisch. Ansonsten sind üppige Wälder zu sehen, alpenländische oder italienische Landschaften. Das vermittelt Nähe. „Abraham muss zu meiner Herzenstür kommen“, sagt Bergler. „Die heilige Geschichte spielt bei uns.“ Der Betrachter soll nicht Exotik sehen, sondern die Botschaft.

(aus: Schweinfurter Tagblatt, 3.3.2015, S. 27; Text: Susanne Wiedemann)

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