Szenen einer Vesperkirche

Pfr. Jochen Keßler-Rosa begrüßt Martin Luther

Schweinfurt, St. Johannis, Fr. 27. Jan. 2017. In der Vesperkirche ist jeden Tag was los. Allein schon deswegen lohnt es sich, mal reinzuschauen, auch wenn man Pech hat und keines der 410 Essen mehr bekommt. Denn dies ist seit Tagen das Limit, das das Versperkirchenteam während der drei Öffnungsstunden stemmen kann. Cheforganisator Diakon Norbert Holzheid hat alle Hände voll zu tun. Gerade eben beschriftet er auf der Empore per PC Namensschilder neuer ehrenamtlicher Mithelferinnen und -helfer.

Gesprächspartner findet man allemal, vor allem während der Wartezeit auf einen freien Platz an einem der gedeckten Tische. Sodann die fast täglich wechselnden Aktionen: Zum Beispiel hat am Freitag das Repair-Café Premiere. Abgeschirmt vom Servierbetrieb werden hier viele defekte Apparaturen wieder instand gesetzt, die zum Wegwerfen einfach zu schade oder zu teuer sind. Reparaturen auf Spendenbasis! Wo gibt‘s das sonst noch?

Sodann ist die OBA mit ihrem Stand präsent. Die „Offene Behindertenarbeit“ Schweinfurt praktiziert das Motto „Begegnung zwischen Menschen mit und ohne Behinderung. Mut zum Miteinander“, wie ihr Leiter Reinhold Stiller erläutert. Da hat man symbolisch ein großes Netz geknüpft – sprich: ein Netzwerk geschaffen, um das „Miteinander für Teilhabe in der Gesellschaft“ zu demonstrieren. Jeder Standbesucher kann auf einen Zettel schreiben, was er oder sie unter Teilhabe versteht, und dann an diesem Netz befestigen.

Für seelsorgerliche Gespräche hält sich Pfarrerin Susanne Rosa, die evangelische Seelsorgerin im Leopoldina- und St. Josefs-Krankenhaus, dezent im Hintergrund bereit. Beim Gästeempfang und beim Servieren wirkt Pfarrer Martin Dorner mit, der – zusammen mit zehn Schülerinnen vom Maria-Ward Gymnasium aus Günzburg – eigens für diesen Tag angereist ist, um hier „Diakonisches Lernen“ hautnah mitzuerleben.

"Mahlzeit!“ So beginnt Barbara Hornung, Seelsorgerin der katholischen Pfarreiengemeinschaft Schweinfurt Zentrum, das „Wort in der Mitte“. „Mahlzeit“ bedeute ein zur festgesetzten Zeit serviertes Essen, für das man sich auch Zeit nehmen sollte. Aber wo gebe es das noch: „ein aufgetragenes Mahl in guter Gesellschaft mit viel Zeit“? Viele würden einfach schnell mal nebenbei was essen. Doch Jesus habe sich immer wieder einladen lassen und sich auch selbst eingeladen und dabei viel Zeit fürs Essen genommen, um dadurch mit Menschen in Beziehung zu kommen.

Schade, dass es die Vesperkirche nicht das ganze Jahr über gebe. Aber wir könnten doch von ihr lernen, auch im Alltag unsere Speisen bewusst zu essen. So wünschte Pastoralreferentin Hornung am Ende: „Eine gute Mahlzeit heute und alle Tage!“