Musik zum Träumen

Bad Kissinger BlockflötenEnsemble verzauberte mit Musik aus fünf Jahrhunderten

Vielversprechender Blockflötennachwuchs (v.l.): Iszabella Fazekas, Katharina Witzig, Lisa Nagel, Lara Sadowski und Krisztina Fazekas. Foto: P. Klopf

Bad Kissingen, So. 12. Nov. 2017 (klk). Bei kaum einem anderen Instrument klaffen Bekanntheitsgrad und Beurteilung so weit auseinander wie bei der Blockflöte. Sie hat eine lange Geschichte. Bereits im 14. Jh. zählte sie zu den wichtigsten Holzblasinstrumenten und verdrängte die Schalmeien der Antike und des frühen Mittelalters. Die verwendeten Blockflötentypen waren noch zylindrisch gebohrt und bestanden nur aus einem Stück. Sie klangen dadurch mild, weich und obertonarm. Über Jahrhunderte war die Blockflöte sehr beliebt. Im 16. Jahrhundert war sie geradezu ein modisches Instrument. Wohlhabende Familien besaßen ganze Sammlungen von Blockflöten verschiedener Größe, doch dann wurde sie plötzlich durch die klangreichere Querflöte in den Schatten gestellt. Heute führt sie mehr ein Schattendasein, auch wenn sie bei den Kindern als erstes Instrument beliebt ist.

Dass die Blockflöte in ihren verschiedenen Variationen ein ausgezeichnetes Konzertinstrument ist, bewies das Bad Kissinger BlockflötenEnsemble, unter der musikalischen Leitung von Kantorin Christine Stumpf, bei einem Konzert in der evangelischen Erlöserkirche in Bad Kissingen. Von der Renaissance bis zur Gegenwart reichte die Konzertliteratur des Ensembles. Vielseitig wie die Werke aus fünf Jahrhunderten waren auch die Instrumente, welche die 13 Frauen des Ensembles bravourös beherrschen. Von der Sopranino-, Sopran- und Alt-Blockflöte über Tenor- und Bass- bis hin zur 2,3 Meter großen Sub-Grossbassblockflöte erklangen Musikinstrumente, deren zarter, wohltönender Klang die Herzen der Zuhörer berührte.

Als Konzertbesucher konnte man nachher nicht sagen, was einem besser gefiel. War es die „Tafelmusik der Renaissance“, die Musik englischer Komponisten oder die zeitgenössische „Suite traditionelle“ von Max Baumann. Wandelfähig wie ein Chamäleon zeigte sich die quirlige Truppe und brachte einem, dank brillanter Interpretationen auf hohem Niveau, eine Musik zum Träumen und Staunen nahe. Sinnliche Musik, die man nicht von diesen Instrumenten und dem Ensemble erwartet hätte.

Bezaubernd auch die solistische Interpretation „Fragmente“ des japanischen Komponisten Makoto Shinohara durch Barbara Stumpf. Bei dem Blockfötensolo handelt es sich um einzelne kurze Abschnitte, die der Spieler nach Belieben aneinanderfügen und kombinieren kann. Avantgardistische Spieltechniken, wie z.B. Mehrklänge, Mikrotonalität und Glissandi werden in jedem Fragment exemplarisch durchgeführt. Das Werk ist mittlerweile ein Standardwerk moderner Blockflötenliteratur. Perfekt in der Ausführung beeindruckte Barbara Stumpf als Solistin auf der Tenorblockflöte durch die individuelle Auslegung des sehr anspruchsvollen Werkes.

Auch der musikalische Nachwuchs aus der Blockflötenklasse von Christine Stumpf, Iszabella Fazekas, Katharina Witzig, Lisa Nagel, Lara Sadowski und Krisztina Fazekas, die sowohl zum ersten Mal solistisch auftraten, als auch zum ersten Mal in einem großen Ensemble mitwirken durften, begeisterte. Alles in allem ein hervorragendes Konzert, das an Niveau, Ausführung und Brillanz von Anfang an überzeugte.

(Text u. Fotos: Peter Klopf)