Ein Kaiserschnitt

Einweihung der Kinderkrippe an der Dreieinigkeitskirche

Einladendes Gottesdienstprogramm mit Einsiedlerkrebs Herbert auf dem Cover

Schweinfurt, 15. März 2015. Familiengottesdienst in der Dreieinigkeitskirche im Musikerviertel. Erfahrungsgemäß sind da nicht viele aus der Stammgemeinde anwesend, eher viele Kinder. Noch dazu weil es an diesem Sonntagmorgen um die Einweihung der neuen Kinderkrippe ging. Da ließen sich natürlich Eltern mit ihren Sprösslingen, dankbar für den Kindergartenplatz, sehen. Zudem waren ihre Kleinen alle irgendwie mit in diesen Gottesdienst involviert.

Gemeindepfarrerin Eva Loos moderierte ihn: „Multikulti“, „muslimisch-christlich“ gehe es heute zu, meinte sie in ihrer Begrüßung, um aber dann noch einmal auf die Umbauphase zurückzublicken: Wie eine Geburt habe sich die Erweiterung des bisherigen Kindergartens um die Kinderkrippe und damit seine Umwandlung in eine KiTa vollzogen, und zwar bei weiterlaufendem Betrieb. So viele Vorschriften hätte man beherzigen müssen, und immer wieder habe es „Überraschungen im alten Gemäuer“ gegeben.

Loos verglich das Ganze sogar mit einem Kaiserschnitt. „Wir sind nun froh, dass wir die KiTa haben.“ Die Bauzeit hat eingehalten werden können. Bereits ab 1. September 2014 war die Kinderkrippe funktionstüchtig. Kindergarten plus -krippe zählen insgesamt 70 Plätze, die natürlich alle belegt sind.

Da sich die Organistin verspätete, begleitete Frau Loos am E-Piano selbst das erste gemeinsame Lied: „Kommt alle her, hali, halo“. Dann waren aber auch schon die Kinder dran: „Guten Morgen, liebe Gäste! Sagt, seid ihr schon wach?“ hieß es im Auftrittslied der „Mäuse“. Neben dem „Mäusenest“ gibt es übrigens noch Gruppennamen wie „Spatzennest“ und „Maulwurfshügel“. Die durften beim anschließenden Rollenspiel in Aktion treten, das sich um „ein Haus für Herbert“ drehte. Bei Herbert handelte es sich um einen Einsiedlerkrebs, natürlich im Wasser lebend, dessen (Schnecken-)Haus zu klein geworden war und der deshalb ein anderes bezog. Bald erwies sich dieses auch zu klein, weil er darin Seeanemonen, Seesterne und -igel, Korallen und Seetang – von den Kindern dargestellt – mit aufnahm. Schließlich fand Herbert doch ein neues, passendes Haus und „war glücklich, wieder anfangen zu können“.

Die Message war klar. Die Pfarrerin hätte eigentlich gar nicht mehr erklären müssen, „was ein Schneckenhaus und eine Kinderkrippe gemeinsam haben“ und dass es dem Einsiedlerkrebs wie den Menschen gehe: „Wir sind immer unterwegs – von einer Lebensstufe zur nächsten. Wir bleiben nicht ein Leben lang im gleichen Haus.“ Aber als Theologin musste sie auf das biblische Wort (Hebräer 13,14) hinweisen, dass wir „hier keine bleibende Stadt“ haben, sondern „die zukünftige suchen“. Loos am Ende ihrer Ansprache: „Wir sind immer auf der Suche nach Sinn und Ziel. Möge unsere KiTa ein Haus auf Zeit sein, das unter Gottes Segen steht.“

Die zum Kasus passenden fetzigen Gesangbuchlieder „Komm, bau ein Haus, das uns beschützt“ und „Ich möcht, dass einer mit mir geht“ durften an diesem Tag natürlich auch nicht fehlen. Im Fürbittengebet dankten die beiden Kindergartenleiterinnen Jutta Keeß-Zänglein und Maria Zeller Gott dafür, „dass wir eine KiTa haben“ sowie für die tatkräftige Mithilfe der Eltern.

Ja, nach einer satten Stunde war es dann endlich so weit: Die Gemeinde folgte den Kindern nach draußen bis dahin, wo noch eine rote Schleife den Eingang zur Kindertagesstätte blockierte. Dort waren weitere Segens- und Grußworte vorgesehen: Dekan Oliver Bruckmann blieb es vorbehalten, das renovierte alte Haus unter Gottes Schutz zu stellen. Unter Bezugnahme auf Jesu Aufruf, wie die Kinder zu werden (Matthäus 18,1-5), regte er an, das Vertrauen zu lernen, das Kinder mitbringen: „Kinder als Vorbild, als unsere Vor-Bildung“. Der Kindergarten sei ein Lernort der Gemeinde und diene der Förderung der leiblichen, seelischen und geistlichen Entwicklung.

Oberbürgermeister Sebastian Remelé bekannte frank und frei, dass die Dreieinigkeitskirche die letzte Kirche in Schweinfurt sei, die er noch nicht besucht habe. Sie, besonders aber ihre KiTa sei „ein kleiner Schatz im Viertel“ und „eine Quelle der geistig-geistlichen Unterstützung“. Die Stadt habe finanziell dazu beigetragen. Ein „Vergelt's Gott“ richtete er an die Adresse der Erzieherinnen.

Letzter Redner war der verantwortliche Architekt Georg Redelbach aus Marktheidenfeld, der sich bei den Handwerkern und für den Einsatz des KiTa-Teams bedankte. Frau Keeß-Zänglein und Frau Zeller hoben sodann die Absperrung auf und gaben den Weg und den Blick ins lichtdurchflutete, mit viel warmem Holz ausgestattete Innere frei. Per Powerpointpräsentation brachten sie die Umbau-Geschichte unterhaltsam nahe. Selbstverständlich durfte auch der Magen zu seinem Recht kommen