Die Doppelkarawane St. Johannis / St. Salvator

Festgottesdienst zur Einführung von Pfarrerin Elke Münster

 

   
    Strahlende, erwartungsfrohe Pfarrerin Münster  Begleitung aus dem Pfarrkapitel: Pfr.in Müller, Pfr. Herbert, Pfr.in Loos
   
                Letzte Aufstellprobe vor dem Einzug Es ist alles bereit: In der ersten Reihe Pfr.in Münster mit Mann und Eltern

Schweinfurt, 06. Juli 2008. Die II. Pfarrstelle an der Dekanatskirche St. Johannis in Verbindung mit St. Salvator ist endlich seit dem 1. Juli wieder besetzt. Sechseinhalb Monate Vakanz nach Pfarrerin Grafes Wechsel nach Oberndorf galt es zu überbrücken. Und dies angesichts von über 3000 Gemeindegliedern, sechs Seniorenheimen und vielen Kasualien. Dafür sprach Dekan Oliver Bruckmann im nachmittäglichen Festgottesdienst mit Abendmahl zunächst Frau Pfarrerin Dr. Tais Strelow, die zudem für St. Salvator zuständig ist, seine tief empfundene Dankbarkeit aus. Der starke Applaus im Kirchenraum war voll berechtigt.
Mit Blick auf die neue Pfarrerin brachte der Dekan die Sehnsucht der Menschen Schweinfurts nach dem Brot des Lebens zum Ausdruck. Sie suchten nach Anerkennung, nach Recht und Gerechtigkeit, nach Achtung ihrer Person, kurzum: nach dem Leben. Vielen werde darüber hinaus inzwischen sogar das tägliche Brot knapp. Sein Appell: „Frau Münster, es ist Ihre Aufgabe, Brot unter die Leute zu bringen!“ Sodann führte Dekan Bruckmann Frau Münster unter Assistenz von sieben ihr dienstlich wie persönlich nahe stehenden Personen offiziell in ihr Amt ein.
Die Predigt der neuen Pfarrerin drehte sich um Israels Wüstenzeit und um die wundersame Speisung mit Manna (2. Mose 16,2f.11-18).  Das Wandern durch die Wüste sei Urbild für das menschliche Leben. Unser Leben: ein Wüstenabenteuer! Leider würden wir Reisende, unterwegs in ein unbekanntes Land, zugleich auch noch nicht abgeschlossene Vergangenheit mit uns herumschleppen, darum uns immer wieder nostalgisch sagen hören: „Früher war alles besser. Doch wäre, hätte ich bloß damals nicht …“ Die Liste derartiger Lebensverhinderer sei lang. Die alttestamentliche Erzählung verdeutliche aber, dass es Kraft und Mut nicht im Voraus gebe, sondern dabei immer das Vertrauen wichtig sei, dass Gott für seine Kinder sorgen werde. „Gott ist uns nahe in Manna und Wachteln, in Brot und Wein.“ Der Lernertrag: „Du sollst etwas vom Leben haben, aber du wirst es anders haben, als du denkst. Denn ein stromlinienförmiges Leben gibt es nicht.“ Übertragen auf ihre eigene Wanderung nach Schweinfurt: Sie freue sich, „in dieser Doppelkarawane St. Johannis / St. Salvator eine gute Weile leben“ und sich auf die gemeinsame Lebensreise begeben zu können.
Beim anschließenden obligatorischen Empfang überraschte positiv, dass es nur wenige und kurze Grußworte gab: Pfarrer Stefan Redelberger/St. Anton hieß seine neue Kollegin herzlich willkommen. Die Kinder des Kindergartens „An den Schanzen“ begrüßten Frau Münster auf ihre typische Weise. KV-Vertrauensfrau Elisabeth Dämmrich/St. Johannis betonte die Buntheit Schweinfurts und der neuen Aufgaben der Pfarrerin – bunte Veranstaltungen, bunte Feste etc. – und freute sich auf harmonische Zusammenarbeit. In Reimform sprach Ilse Heusinger/KV St. Salvator: „Salvator ist wohl klein und fein, doch soll’s für Sie auch Heimat sein. Wir wünschen, dass Sie Humus haben zum Säen, Ernten, sich zu laben …“ Und Senior Pfr. Dr. Wolfgang Weich überreichte der Pfarrerin als Einpräghilfe alle Konterfeis ihrer Kolleginnen und Kollegen samt Fotos von deren Kirchen. So bot sich am Ende sogar Gelegenheit, die liebevoll arrangierten und servierten Häppchen zu genießen.

 

   
Pfarrerin Münster im Kreise Ihrer Verwandten und Freunde; im Hintergrund: Pfarrerin Dr. Strelow Illustre Gäste: Pfarrer Neunhoeffer, Landessynodalin Käser, Schulbeauftragter Petersen

 

 

 

Hier stellt sich uns Frau Elke Münster persönlich vor:

 

 

„…und du wirst schon sehen,

in Schweinfurt lässt es sich ganz gut leben!“

 

Das war die erste Reaktion einer alten Freundin, der ich von meinen Umzugsplänen erzählt habe. Sie selber lebt schon längere Zeit in Schweinfurt und ist dort offenbar ganz zufrieden. Diesen Satz habe ich seitdem ziemlich oft gehört – verdächtig oft, so dass ich mich schließlich gefragt habe, warum die Schweinfurter eigentlich andauernd betonen müssen, dass es sich in ihrer Stadt „gut leben“ lässt? Das habe ich doch nie bezweifelt! Ist es etwa deshalb, weil Schweinfurt keine Mona Lisa ihr Eigen nennt und auch keine Kohle fördert? Oder leiden die Bürger daran, dass sie keinen Meerblick haben, ja nicht einmal eine Zugspitze aufweisen können?
Irgend so etwas muss es sein, und das sind ja auch bedauernswerte Mängel für eine Stadt – aber ich freue mich trotzdem auf Schweinfurt und die Menschen dort, auf diesen interessanten Mix aus Industrie und Kultur und alter evangelischer Tradition, und denke, dass ich den Meerblick nicht allzu sehr vermissen werde: Dafür gibt es den Main und einen lebendigen Marktplatz, die wunderschönen Kirchen St. Johannis und St. Salvator, viele hübsche Ecken, von denen ich die Namen noch nicht weiß – und natürlich all die Menschen, die die „Gemeinde St. Johannis“ ausmachen und von denen ich hoffentlich viele kennen lernen werde. Grund genug, mich zu freuen und gespannt zu sein!
Damit Sie auch einen ersten Eindruck von mir bekommen: Ich bin 54 Jahre alt und (obwohl ursprünglich aus Schwaben) in Franken schon fest eingewurzelt: Studiert habe ich in Erlangen und Marburg, war zu Vikariat und erster Pfarrstelle in Würzburg, dann drei Jahre in der Nürnberger Südstadt und schließlich wieder in Würzburg, an der evangelischen Studentengemeinde. 18 Jahre lang habe ich dort mit viel Freude das Semesterprogramm organisiert, geplant, Kontakte geknüpft und das reichhaltige gottesdienstliche Leben der Gemeinde  geleitet. Das war eine spannende und oft auch turbulente Zeit, aber ich wünsche mir nun wieder mehr Breite in der Gemeindearbeit, die Begegnung mit allen Altersgruppen und etwas mehr Beständigkeit statt des fliegenden Generationswechsels in der Studentenge-
meinde.
Wenn man Gemeinde bauen will, braucht es Vertrauen, und Vertrauen braucht Zeit zum Wachsen. Ich hoffe, wir werden uns diese Zeit nehmen und gemeinsam das Bauunternehmen St. Johannis ein Stück voranbringen! Als Schweinfurt-Einsteigerin und neues Gemeindeglied bin ich natürlich auf Ihre Erfahrung in Sachen Stadt und Stadtkirche angewiesen und freue mich über Anregungen in Rat und Tat! Kommen Sie bitte auf mich zu! Genauer gesagt: auf uns! Mein Mann Reinhold Münster zieht natürlich mit ins Pfarrhaus. Er ist Literaturwissenschaftler und passionierter Tischtennisspieler, der Mitspieler sucht!
Ich sehe meiner neuen Aufgabe mit Neugier und auch ein bisschen Herzklopfen entgegen. So ein Stellenwechsel ist ja immer eine aufregende Sache! Aber ich hoffe, mit Hilfe der Kollegen, des Kirchenvorstandes und sonstiger „Säulen der Gemeinde“ wird mir der Einstieg leicht gemacht werden, und in ein paar Jahren werde ich genau so souverän wie die „alten“ Schweinfurter sagen können: „In Schweinfurt lässt sich’s wirklich gut leben!“

Gottes Segen begleite unseren gemeinsamen Weg!

Ihre Pfarrerin Elke Münster

(aus: "Impuls" - Monatsgruß der Evang.-Luth. Kirchengemeinde St. Johannis, Juni/Juli 2008)