Brasilien - Archiv 1

Frau Renate Käser berichet:
Am Ewigkeitssonntag (25.11.07) besuchte uns der Kirchenpräsident Prof. Dr. Walter Altmann der „Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien“. Er war anlässlich der Verabschiedung des Direktors Dr. Hermann Vorländer unseres Partnerschaftszentrums „Mission EineWelt“ und einer Konsultation von führenden Vertreterinnen und Vertretern der bayerischen Partnerkirchen nach Bayern gekommen.
In einem Grußwort im Gottesdienst in St. Johannis in Schweinfurt, der von Dekanatsmissionspfarrerin Christhild Grafe und Pfarrerin Dr. Tais Strelow gehalten wurde, würdigte Kirchenpräsident Altmann die zwanzigjährige Partnerschaft unseres Dekanats mit den Gemeinden in Rio de Janeiro. Anschließend begrüßte ihn Dekan Oliver Bruckmann bei einem gemeinsamen Mittagessen.
 

 
Prof. Altmann neben Dekanatsmissionspfarrerin Grafe (l.) und der brasilianischen Gastpfarrerin Dr. Strelow (r.)      (Foto: Käser)  Prof. Altmann mit Dekan Bruckmann in gediegener Runde (Foto: Käser)

 

Pfarrer Dr. Siegfried Bergler berichet:

Am 14. Februar 2008 besuchte Herrn Kirchenrat Wolfgang Döbrich / „Mission Eine Welt“ - Neuendettelsau die Gemeindemissions- und Partnerschaftsbeauftragten unseres Dekanates. Er ist seit 9 Jahren der landeskirchliche Beauftragte für die Beziehungen nach Lateinamerika.

Sein Thema: „Neues aus unserer brasilianischen Partnerkirche –
Reiseeindrücke und Informationen aus der Partnerschaftsarbeit unserer Landeskirche“

KR Döbrich kommentierte zunächst die vom brasilianischen Kirchenpräsidenten Prof. Dr. Walter Altmann (s. o.) genannten sechs Probleme der „Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien“ (EKLBB bzw. (portug.) IELCB):

1. Konfessionelle Einheit inmitten eines wachsenden religiösen Pluralismus:
Brasilien bietet ein breites religiöses Bild; vor allem neupfingstlerische Kirchen entstehen; Gemeinden werden "charismatisiert. Dies bedeutet eine große Herausforderung für die Mission der „historischen“ EKLBB.

2. Entwicklung eines Missionsplanes, der weit über kulturelle, soziale, ethnische und geschlechterspezifische Grenzen hinauswächst.
Die Kirche muss „brasilianisch“ werden.

3. Öffentliche Verantwortung in der brasilianischen Gesellschaft wahrnehmen
Bei 180 Mio. Einwohnern Brasiliens ist die EKLBB mit ihren 720.000 Mitgliedern zwar eine Minderheitenkirche. Aber sie setzt sich z. B. gegen Militarisierung, für die „Entwaffunung“ ein (bislang noch freier Verkauf von Waffen!).

4. Innerer Dialog zwischen Gruppen des alten volkskirchlichen Flügels, des evangelikal-charismatischen Flügels und (sozialdiakonischen) Vertretern der Befreiungstheologie.
Altmann: „Haltet die Kirche zusammen!“

5. Suche nach Selbsterhalt der Kirchen, gegründet auf der Zusammengehörigkeit von Glauben und Dankbarkeit
Die EKLBB befindet sich auf dem Weg zu einer größeren Selbstständigkeit. Sie kann aber bislang ihren Etat nur zur Hälfte eigenständig aufbringen. Immerhin die Hälfte des Missionshaushalts, also des Geldes, das die IECLB für ihre missionarischen Bemühungen benötigt, kommt aus dem „Missionstopf“ der Evang.-Luth. Landeskirche in Bayern, weitere Mittel auch aus der EKD, dem Martin-Luther-Bund und dem Gustav-Adolf-Werk.

6. Diakonische Arbeit und soziale Verpflichtung – besonders auf den Gebieten von Erziehung und Entwicklung
Zu erwähnen ist hier die Arbeit mit Indianern, Landlosen, Kleinbauern.

Anschließend zeigte KR Döbrich Bilder von seinen Besuchsrundreisen in Brasilien: „Freundschaft lebt von Begegnung“.
- Er sensibilisierte für den Kontrast zwischen ehemaligen (inzwischen angesiedelten) Landlosen (Bauern, die ihr Land verloren haben) und Großgrundbesitzern.
- Er erläuterte die Problematik indianischer Gebietsansprüche und die Vermittlungsbemühungen zwischen Bauern und Indianern.
- Er zeigte das soziale Gefälle in den Großstädten auf, z. B. den Gegensatz zwischen dem pompösen Gründerzeit-Opernhaus und der Armensiedlung von Manaus;  Arme als Müllsammler und –trenner.
- Er machte ferner auf den herben Kontrast zwischen Naturwundern wie den Iguaçu-Wasserfällen und dem Raubbau an der Natur (Ödland aufgrund extensiver Waldrodung) aufmerksam.

   
                                 Gespannt lauschendes Auditorium        In der Mitte: strahlender Kirchenrat; rechts: Frau Renate Käser

 

   
 

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