Grüße aus Rio de Janeiro

Liebe Schwestern, liebe Brüder, liebe Gemeinde!

Ich möchte Ihnen ganz herzliche Grüsse aus Rio de Janeiro überbringen. Wie Sie sicherlich wissen, ist Rio eine Stadt mit rund 12 Mio. Einwohnern, in der die Menschen sehr eng zusammenwohnen: 2.200 Einwohner pro Quadratkilometer. Viele dieser Menschen sind Analphabeten. Zirka 4,5 Prozent können weder lesen noch schreiben. Auch die Kriminalität ist sehr groß, mit etwa 50 Toten pro 100.000 Einwohner im Jahr. In dieser Stadt gibt es einen Verbund von sechs Evangelisch-Lutherischen Gemeinden, der União Paroquial oder Comunidade Evangélica Luterana do Rio de Janeiro heißt, mit 850 eingeschriebenen Mitgliedern. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung sind die Lutheraner eine absolute Minderheit; etwa ein Hundertstel Prozent ist evangelisch-lutherisch.

In diesem Kontext entstehen täglich mehrere neue kirchliche Gruppierungen. Die Leitfiguren dieser kleinen neuen Kirchen sind oft nur von materialistischen und kurzsichtigen Ideen bewegt. Sie beuten viele Menschen aus, die allein gelassen und verzweifelt auf der Suche nach Glauben, nach Sinn für ihr Leben sind. Tausende von Menschen brauchen Erziehung, Gesundheit, Sicherheit, Würde und Liebe.

Wir wollen und müssen mit Gesten und konkreten Aktionen zeigen, dass die Gnade der Erlösung, die Gott uns durch Christus gibt, so wertvoll ist, dass sie alle Menschen in dieser Metropole erreichen kann. Ja, dass diese Menschen wissen, dass sie genauso wie wir von Gott geliebt sind.

Wir wollen und müssen von der wertvollen Gnade leben und konkrete Zeichen des Reiches Gottes in der Gegenwart setzen. So können wir auf ein ganzheitliches Leben hinweisen und auf Würde für alle hoffen.

Um diese Aufgabe wahrzunehmen, bedürfen wir des Lichtes und der Führung des Heiligen Geistes, um uns die Wege und die Möglichkeiten klarwerden zu lassen und unsere Gedanken zu beleuchten. Wir bedürfen der Gebete und Fürbitten von allen Menschen, die fest daran glauben, dass die Gnade der Erlösung in Christus wertvoll ist und dass wir sie gar nicht verdient haben, ja und dass wir uns ihrer nicht bemächtigen können. Diese Gnade soll und muss an alle Menschen weitergegeben werden, die noch außerhalb oder am Rand des Reiches Gottes leben und ständig in ihrer Würden bedroht werden. Wir brauchen die Unterstützung von allen Menschen, die glauben, dass die Aufgabe möglich gemacht werden kann durch die Arbeit der Kirche, sowohl in den Gottesdiensten und Zelebrationen als auch in der Creche Bom Samaritano, die einige von Ihnen ja sogar persönlich kennen.

Vielen Dank für die liebenswerte Weise, mit der Sie uns aufnehmen. Vielen Dank für die Freundschaft, die schon über mehr als zwanzig Jahre gepflegt wird. Vielen Dank auch für die Partnerschaft zwischen dem Dekanat Schweinfurt und den Gemeinden und der Creche der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde in Rio. Wir wollen uns im Sinne des Liebesgebotes, das Christus uns gegeben hat, führen lassen. Die gegenseitigen Besuche, sowohl hier als auch bei uns in Rio, waren und sind wertvoll. Deshalb wollen wir uns ständig darin üben, Brücken der geschwisterlichen Freundschaft und des Glaubens zu bauen. Glaube und Freundschaft verbinden uns. Unser Mott lautet: Lass immer eine Brücke entstehen.

Dass der Segen und die wertvolle Gnade der Erlösung in Jesu Christi mit uns allen sei und dass sie unsere Wege erleuchten!                     Almiro Wilbert 

                     

Dekanat Schweinfurt und Rio-Gemeinden in enger Verbundenheit


In der Bibel kann man es schon lesen, wie herzlich der Apostel Paulus während seiner Reisen durch die Mittelmeerländer von örtlichen Gemeindegliedern bei der Ankunft empfangen wurde (z.B. Apg. 28,14 u. 15). In unserem Fall ist es nicht anders. Alles fing vor 180 Jahren an, als 1827 deutsche Einwanderer, die das „Fernweh“ und politische wie wirtschaftliche Gründe nach Brasilien lockte, einen neuen Lebensabschnitt begannen und für ihre geistlichen Bedürfnisse die Deutsche Evangelische Gemeinde in Rio de Janeiro gründeten.

Jahrzehnte sind vergangen und trotz zweier Weltkriege besteht sie – heute mit verschiedenen sogenannten Parochien – in der großen brasilianischen Metropole.

Die Zeiten sind vergangen, haben sich verändert und mit ihnen die Verhältnisse, denn neue Generationen gehören ihr an: die schon im Lande geborenen Nachkommen.

Die Kirche in Rio heißt nun Evangelische Lutherische Gemeinde, womit die alte Stadtkirche den Namen des Reformators Martin Luther trägt, doch die Gottesdienste und Amtshandlungen werden allermeistens in der Landessprache – auf Portugiesisch – gehalten.

Die Bindungen aber zur Mutterkirche in Deutschland sind geblieben, - besonders für die Rio-Gemeinde, weil seit den 80-er Jahren des letzten Jahrhunderts sie eine enge Partnerschaft mit dem Dekanat Schweinfurt der Bayerischen Landeskirche verbindet.

Alljährlich wird, zum Beispiel, in einem  Sonntagsgottesdienst, in beiden Orten der Verbundenheit gedacht. Außerdem ist die so wertvolle Unterstützung, die von den Gemeinden des Dekanats Schweinfurt der Kindertagesstätte „Barmherziger Samariter“ der Rio-Gemeinde gespendet wird und 100 armen Kindern der benachbarten „favelas“ (Armenviertel am Bergrand) eine große Betreuung ermöglicht, maßgebend für ihren Unterhalt und Weiterbestand.

Schließlich ist der gegenseitige Besuch in alternativer Reihenfolge – ein Jahr in Rio und ein Jahr in Schweinfurt – von besonderer Bedeutung, da dadurch wertvolle persönliche Kontakte ermöglicht werden.

Also, wir freuen uns sehr, so wie damals mit Paulus, im Jahr 2008 wieder eine Delegation aus Schweinfurt für ein paar Tage bei uns in Rio haben zu dürfen, damit sie alles, was hier beschrieben wurde, miterleben kann!

R.Doerzapff

 

 

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