"Ehrenamtliche sind lebenslänglich"

Ehrenamtstag 2011

 

 

    War bis Ende Okt. 11 Akademieleiter: Herbert Rupp

                  Neuer Akademieleiter: Dipl. Soz.päd. Uwe Kraus

Schweinfurt, 26. September 2011. An Slogans und Mottos fehlt es den Mitarbeitern der Ehrenamtsakademie gewiss nicht: "Nur gemeinsam ist eine aktive BürgerInnengesellschaft möglich", stand auf der Leinwand zu lesen. "Ehre sucht Amt", lautete ein anderes. Und DW-Vorstand Pfr. Jochen Keßler-Rosa warf ein: "Ehrenamtliche sind lebenslänglich." Die Ehrenamtsakademie besteht zwar erst seit eineinhalb Jahren (s. den Bericht von der Gründung am 1.3.2010), hat aber bereits Breitenwirkung weit über Schweinfurt hinaus erlangt, ist sie doch die erste ihrer Art in Bayern gewesen. Der jetzige Ehrenamtstag sollte wieder einmal der Begegnung der Initiativen, Verbände und Ehrenamtlichen dienen, "ein Zeichen des bürgerschaftlichen Engagements und der gegenseitigen Wertschätzung" setzen, wie es DW-Vorstand Pfr. Jochen Keßler-Rosa in seiner Begrüßung auf den Punkt brachte. Schon die Zukunft vorwegnehmend, sprach er euphorisch von einem geplanten "Runden Tisch" für das soziale Engagement in Schweinfurt.

Die Hauptrednerliste wurde von der Europaabgeordneten MdEP Kerstin Westphal aus Schweinfurt angeführt. Sie hob auf die Wichtigkeit der europäischen Ebene für das Ehrenamt ab: Denn das Zusammenwachsen, der Zusammenhalt sei ein europäischer Aspekt, wobei sie u.a. Schüleraustausch und Städtepartnerschaften nannte. "Wir brauchen aber auch ein soziales Europa, das sich um die Menschen kümmert. Es geht nur gemeinsam." Aber dafür seien starke Sozialstaaten notwendig. Westphal kämpft für ein hehres Ziel: "Ich will, dass sich alle Menschen ehrenamtlich einbringen können."

Höchst eloquent vertrat der CSU-Chef von Würzburg-Stadt MdL Oliver Jörg die bayerische Sicht: Ehrenamtliches Engagement mache überhaupt die Gesellschaft aus und halte sie zusammen. Jörg appellierte an Solidarität und Subsidarität. "Es gibt mehr, als dass wir uns nur um unsere eigenen Probleme kümmern." Und: "Kein Mensch ist so schwach, als dass er nicht noch eine Bereicherung für die Gesellschaft wäre." Abschließend verwies Jörg auf die Ehrenamtskarte, die jetzt in Bayern zum ersten Mal verliehen werde. So würden ehrenamtlich Engagierte für ihren unermüdlichen Einsatz auch etwas zurückbekommen.

 

 

 

 

Jochen Keßler-Rosa: "Die Entwicklung des Ehrenamts wird für die künftige Lebensqualität ganz entscheidend sein."  Die Redner-Riege (v.r.): Akademieleiter Herbert Rupp, MdL Oliver Jörg, MdEP Kerstin Westphal u. Prof. Doris Rosenkranz mit Begleiterin

 

Größte Aufmerksamkeit wurde der Forschungsstudie "Ehrenamtliches Engagement in der Seniorenarbeit" gezollt, die Prof. Dr. Doris Rosenkranz von der Hochschule für angewandte Wissenschaften - Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt präsentierte. "Was leistet freiwilliges Engagement für die Region Unterfranken?" fragte sie und antwortete: "Pro Jahr werden 4,5 Mio. Stunden ehrenamtlicher Arbeit für Seniorinnen und Senioren erbracht - umgerechnet 33 Mio. Euro!" Die Lebenserwartung habe sich in den letzten 100 Jahren mehr als verdoppelt, weshalb der Bedarf an alltagsnahen Hilfen wachse. Andererseits bereite der Geburtenrückgang - in Unterfranken 27,1% in letzten 10 Jahren! - und die starke Abwanderung gerade in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen große Sorgen im Blick auf die Versorgung der älteren Generation. Rund zwei Drittel der Ehrenamtlichen in der Seniorenhilfe seien nämlich schon über 55 Jahre alt, eine Befragte gar 98 Jahre und damit längst selbst im Seniorenalter. Zudem hätten sich die Motive zur Übernahme eines Ehrenamtes gewandelt: der Grad der Verbindlichkeit habe nachgelassen; man engagiere sich lieber für überschaubare Projekte, aber nicht langfristig. Prof. Rosenkranz riet deshalb zu einer "Personalentwicklung für Ehrenamtliche" zwecks qualifizierter Betreuung und Motivierung. Auch die Werbung um neue Freiwillige gelte es  zu verstärken und dabei stärker die sozialen Medien (Twitter ...) zu nutzen (mehr dazu unter: http://www.zukunft-ehrenamt.de/).

Sodann machte Dipl. Soz.päd. Kerstin Schmitt das Plenum mit der erst im Februar 2011 gegründeten "Freiwilligenagentur GemeinSinn" bekannt: eine Initiative des Landkreises Schweinfurt unter Trägerschaft des BRK und in Kooperation mit den Volkshochschulen Schweinfurt und Gerolzhofen mit dem Ziel, das bürgerschaftliche Engagement in der Region zu stärken durch Gewinnung neuer Freiwilliger und durch Vermittlung von Einsatzbereichen. Man hätte natürlich hier nach der gemeinsamen Schnittmenge oder auch nach dem Konkurrenzstatus zur Ehrenamtsarbeit des Diakonischen Werkes Schweinfurt fragen können.

Akademieleiter Herbert Rupp durfte das letzte Wort behalten und stellte spotlightartig das weite Tätigkeitsfeld der Ehrenamtsakademie vor - von Seniorenfahrten über die Offene Behindertenarbeit bis zur Bahnhofsmission, Schweinfurter Tafel, zum Tatendrang-Besuchsdienst und und und. Unter viel Applaus gab auch er noch zwei werbende Slogans zum Besten: "Ehrenamtliche leben glücklicher" und: "Sozialarbeit ist ohne Ehrenamtsakademie möglich, aber nicht sinnvoll."  Sodann durfte sich das inzwischen hoch motivierte Publikum zu den über 30 Präsentationsständen des Infomarktes im Evangelischen Gemeindehaus begeben, wo hoffentlich jede und jeder die richtige Adresse seines/ihres sozialen Engagements fand.

 

 

 

 

Bekannte Damen mit bekannter "Kundin": Kornelia Schmidt, Geschäftsführerin des Evangelischen Bildungswerkes, und Dekanatsfrauenbeauftragte Brigitte Buhlheller "bedienen" Ilse Vogel Stellvertretender Landrat des Landkreises Schweinfurt Paul Heuler im Gespräch mit Kerstin Schmitt von der Freiwilligenagentur GemeinSinn

 

 

Mal völlig relaxed jenseits der Gleise: Mitarbeitende der Bahnhofsmission, in der Mitte sitzend: Sonja Rudloff, links daneben in Zivil: Helene Eck-Schüler  Für sie müsste man mehr als nur "Eine Stunde Zeit" haben: Cordula Selbmann u. Elisabeth Kattner von der Ökumenischen Nachbarschaftshilfe 

 

Präsentierte den Stand der "Lebenshilfe für Behinderte e.V.": Joachim Jahn vom Diakonischen Werk (Netzwerk Inklusion) Christine Kleinz von Radio Primaton lockerte den Abend durch fetzige Interviews mit ehrenamtlich Tätigen auf; hier: Lagebesprechung mit Pfr. Keßler-Rosa u. Akademieleiter Rupp 

 

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