PRESSESCHAU: Gottesdienst mal zweisprachig

Besuch aus Rio de Janeiro im evangelischen Dekanat - auf den Spuren Martin Luthers

Die 19-köpfige Brasilienreisegruppe in der Gustav-Adolf-Kirche; eigentlich sollten 20 kommen ... (Foto: Käser)

Schweinfurt, den 23. Juli 2017. Gottesdienst „a la Brasil“ hieß es in der Gustav-Adolf-Kirche. Das klang vielversprechend, und die Besucher wurden nicht enttäuscht. Eine brasilianische Delegation der Partnergemeinden des evangelisch-lutherischen Dekanats Schweinfurt aus Rio de Janeiro, die am Tag zuvor angereist war, gestaltete den Gottesdienst mit und brachte Latino-Flair ins Gotteshaus.

Auch für Pastor Euclésio Rambo war es ein Heimspiel, stammt der Austauschpfarrer doch auch aus Brasilien. „Es war ein sehr emotionaler Moment für mich, den Gottesdienst zum Teil in meiner Muttersprache zu halten. Da kommen natürlich viele Erinnerungen an die Heimat auf“, sagte er.

Traurig: Eigentlich sollte die brasilianische Gruppe aus 20 Personen bestehen. Diana da Silva Wanderley verstarb jedoch ganz plötzlich vor der Reise. Eine Kerze war deshalb für sie auf dem Altar angezündet und sowohl auf Deutsch als auch auf Portugiesisch wurde ihrer gedacht.

Luther - ein ganz wichtiges Thema: Neben den Liedern, die die Gemeinde in zwei Sprachen sang – was durchaus den ein oder anderen in Verwirrung stürzte – stand das Thema „Luther in Brasilien“ zum Jubiläum „500 Jahre Reformation“ im Vordergrund der Predigt. Der brasilianische Pfarrer Jandir Sossmeier von Mission EineWelt gestaltete den Gottesdienst mit und gab Einblicke in die Geschichte.

So gab es die Anfänge der lutherischen Kirche in Brasilien etwa 1824, als sich erste deutsche Einwanderer dort ansiedelten. „Die protestanischen Familien hatten die Luther-Bibel im Gepäck und hüteten sie wie einen Nationalschatz“, so Sossmeier. Das Schöne: Die Migranten waren keine Theologen und hatten somit auch keinen missionarischen Gedanken. „Der Glaube wurde also direkt von der Basis weitergegeben.“ Eine andere Strömung, die den Protestantismus nach Brasilien brachte, kam mit der so genannten „Pfingstkirche“ aus Nordamerika.

Auf die Frage, wie evangelische Kirche in Brasilien gelebt wird, kam prompt die Antwort aus der Reisegruppe: „Die evangelische Kirche in Rio muss offen sein für die Vielfältigkeit in unserem Land, da spielt eben nicht nur der deutsche Hintergrund eine Rolle“, sagte ein junger Mann. Für die Brasilianer, die momentan bei Gastfamilien in Schweinfurt untergebracht sind, geht es in den nächsten Tagen mit Dekanatsmitgliedern auf Spurensuche zu ausgewählten Lutherstätten. Die Lutherstadt Wittenberg steht auf dem Programm ebenso wie Erfurt oder ein Besuch der Wartburg in Eisenach, wo Luther im Jahr 1521 incognito lebte. 30 Jahre Partnerschaft „Natürlich soll der Austausch zwischen unseren Gemeinden im Vordergrund stehen“, betonte Mitorganisatorin Renate Käser. 30 Jahre schon besteht die Partnerschaft mit den vier evangelischen Kirchengemeinden der brasilianischen Metropole. Genauso lange wird auch das dortige Sozialprojekt, die Kindertagesstätte „Creche Bom Samaritano“, unterstützt. [...]

(aus: Schweinfurter Tagblatt vom 24. 07. 2017, S. 25; Text: Katja Glatzer; Foto: Renate Käser)