Gattendorf – Poppenlauer und nicht retour

Installation von Pfarrerin Elfriede Schneider

Installationsakt: Dekan Oliver Bruckmann segnet Pfrin. Elfriede Schneider

Poppenlauer, 11. Okt. 2015. Normalerweise fährt kein Bus die Abkürzungsstrecke von der Autobahn nach Poppenlauer. Schon gar nicht am Sonntagmorgen und erst recht nicht ein ortsfremder mit Plauener Kennzeichen. Wer dem Bus folgte, erreichte unweigerlich die Auferstehungskirche in der bereits zugeparkten Hauptstraße. Mit der eher rhetorischen Frage, wie viele Plätze denn die Kirche habe, eilten die Insassen auch schon nach drinnen. Unschwer zu erraten, dass sie aus dem Dekanat Hof, genauer aus Gattendorf, kamen, wo sie erst letzte Woche ihre Pfarrerin schweren Herzen verabschiedet hatten. Aber bekanntlich rostet alte Liebe nicht …

Dafür um so größer nun die Freude bei den fünf Lauertal-Gemeinden über ihre neue II. Pfarrerin Elfriede Schneider – nach 20 Monaten Vakanz! Aus vollen Kehlen, begleitet von der Orgel im Wechsel mit dem schmetternden Posaunenchor unter Leitung von Reiner Müller, erschallte denn auch der Eingangschoral „Lobe den Herren“.

Seine Ansprache begann Dekan Oliver Bruckmann, indem er der Pfarrerin erst einmal zu ihrem heutigen Geburtstag gratulierte und die Gemeinde zum Kanon „Viel Glück und viel Segen“ animierte. Mit Kollegin Schneider seien endlich beide Pfarrstellen im Gemeindeverbund Lauertal „dauerhaft“ besetzt. Am 1. März 2013 hatten sich nämlich die Pfarreien Maßbach und Poppenlauer zusammengeschlossen (s. https://www.schweinfurt-evangelisch.de/inhalt/pfarrei-lauertal-gegruendet). Und seitdem gab es nur ein kurzes Zwei-Pfarrer-Intermezzo (Aug. 2013-Jan 2014). Der Erste Pfarrer Stefan Bonawitz musste allein die lange Zeit überbrücken, weshalb ihm auch gebührend gedankt wurde.

Der Dekan führte weiter aus, Pfrin. Schneider bringe viel Erfahrung mit. Sie wisse, „wo Menschen der Schuh drückt, worüber sie sich freuen und worüber sie traurig sind.“ Gegen alle Alltagserfahrung und trotz der Angeschlagenheit des menschlichen Lebens gebe es Hoffnung, dass das Leben heil werde. Es gelte, auf die heilvolle Zuwendung Gottes, seine vergebende, aufrichtende Kraft zu vertrauen. „Davon muss geredet werden – einfühlsam, suchend, tastend.“ Und dazu brauche es eben ausgebildete Pfarrer und Pfarrerinnen wie Frau Schneider.

Anschließend stellte er ihr die Einführungsfrage und führte sie, unter Assistenz von KV-Vertrauensfrau Brigitte Bieber (Poppenlauer) und Sabine Tauscher (Gattendorf) mit Zusprechung des Segens Gottes in ihr Gemeindeamt ein.

Auch Pfrin. Schneider kam in ihrer ernsten Predigt auf unser aller Sehnsucht nach Heil- und Ganzsein zu sprechen, denn es gebe so viel, was unser Leben beeinträchtige, etwa Krankheit. Doch Heilsein sei viel mehr als gesund werden. Unter Bezug auf den Predigttext (Jak 5,16) „Des Gerechten Gebet vermag viel“ führte sie aus, dass das Gebet für eigene Not und zugleich für die der anderen ein wesentlicher Schritt auf dem Glaubensweg sei. Denn das inständige (Für-)Bitten eines Gerechten habe Kraft und gebe Anteil an der Macht Gottes. Freilich bleibe immer Gott der „Kraftgeber unserer Lebensenergie“. Darüber hinaus wandte sie sich deutlich gegen das Einzelkämpfertum: „Gemeinsam ist besser als einsam“. Anteil nehmen und einander Anteil geben: So sieht für sie eine ideale Gemeinde aus.

Noch in der Kirche schlossen sich die Grußworte an, deren Reigen der Erste Bürgermeister von Markt Maßbach, Matthias Klement, einleitete: Im Namen der Kommune hieß er die Pfarrerin „mit offenen Armen“ willkommen. Sie käme in eine aktive Kirchengemeinde und werde deshalb große Unterstützung finden. Als Motto gab er ihr Hermann Hesses Wort mit auf die neue Berufs- und Lebensetappe: „Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben.“

Emil Müller, Stellvertretender Landrat von Bad Kissingen, meinte, dass wohl jede/r eine bestimmte Erwartungshaltung mitbringe: die neue Pfarrerin und die Gemeinde(n). Deshalb wünschte er, „dass Sie gemeinsam eine volle Kirche bekommen.“

Als Vertreter aller Schulen Maßbachs sprach Wolfgang Wittmann, Rektor der dortigen Mittelschule, den Wunsch aus, dass die gute Kooperation mit der Kirche, vor allem „eine menschlich herzliche Zusammenarbeit wie bisher“, gewährleistet bleiben möge.

Mit besonderem Applaus seitens der Gemeinde bedacht wurde Pfr. Dr. Wolfgang Weich, der vorherige Stelleninhaber, der diesmal in seiner Funktion als Senior die besten Grüße des Pfarrkapitels überbrachte. Landessynodale Renate Käser warb für die Herbst-Haushaltssynode der Landeskirche, die diesmal in Schweinfurt tage, und für die Kollekte an diesem Partnerschaftssonntag. Mit einem Schlüsselanhänger aus Rio de Janeiro führte sie die neue Pfarrerin quasi verbindlich in die Brasilien-Thematik ein.

Auch Pfr. Manfred Finger von der „katholischen Brudergemeinde“ (!) in Poppenlauer war gekommen und erinnerte an die ökumenischen Verbindungen in der Hoffnung, die Pfarrerin werde am gemeinsamen Weg mitbauen. Fingers Devise: „Das Gemeinsame tun und das noch Trennende (be)achten!“ Grundstein bleibe allemal Jesus.

Natürlich durfte auch ein Gruß aus der alten Kirchengemeinde Gattendorf nicht fehlen. Immerhin hat man inzwischen dort eingesehen, dass der Weg zu den drei Enkelkindern der Pfarrerin jetzt „nur noch halb so weit wie von Gattendorf aus ist.“ Ehe sich aber bei der Pfarrerin Heimweh ausbreiten konnte und sie vielleicht den frei gehaltenen Platz im Bus mit dem Plauener Kennzeichen einnehmen würde, stimmte KV-Vertrauensfrau Brigitte Bieber das Mutmachlied „Einfach Spitze, dass Sie da sind“ an, und alle im Kirchenschiff übertönten die melancholische Stimmung.

Auch das reichliche Essen im Gemeindehaus zeigte, dass Unterfranken allemal mit Oberfranken Schritt halten kann. Jedenfalls blieb der Platz im Bus bei der Heimfahrt leer.