Die Vesperkirche Schweinfurt als „Übungsraum für die Liebe“

Beim Eröffnungsgottesdienst predigte Regionalbischöfin Gisela Bornowski in der gut besuchten St. Johanniskirche

Bild des Benutzers Heiko Kuschel
Regionalbischöfin Gisela Bornowski in Vesperkirche-Schürze trägt ein Tablett mit Essen

Mit einem festlichen Gottesdienst wurde die zehnte Ausgabe der Schweinfurter Vesperkirche am Sonntag, 21.1.2024 eröffnet. Zwei Wochen lang gibt es nun wieder jeden Tag mitten in der Kirche eine warme Mahlzeit, Kaffee und Kuchen für 1,50 €, sodass sich das Essen wirklich alle leisten können. Aber das Essen allein macht die Vesperkirche nicht zu dem, was sie ist. Es geht um die Begegnungen auf Augenhöhe zwischen Menschen, die sich bisher nicht kannten. Um Gespräche, gegenseitige Hilfe, um soziale Angebote und Beratung.

Regionalbischöfin Gisela Bornowski predigte im Eröffnungsgottesdienst in der voll besetzten St. Johanniskirche über die Jahreslosung für 2024: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“. Die Vesperkirche sei so ein Raum der Liebe, sozusagen ein Übungsraum dafür. Aber „alles“ in Liebe geschehen zu lassen, sei oft auch eine Überforderung, so Bornowski. Es gebe eben im Leben auch Streit, Unmut und Engherzigkeit. Und nicht immer sei man sich über den richtigen Weg der Liebe einig – beispielsweise bei der Frage, wie viel Unterstützung Menschen vom Staat bekommen sollten oder wie mit Geflüchteten umzugehen sei. Auch klar Position zu beziehen, gehöre dazu. So sei sie selbstverständlich bei der Demonstration gegen Fremdenhass und rechtsextremistische Deportationspläne in Ansbach dabei gewesen, um für die Liebe zu demonstrieren.

„Liebe“ sei auch nicht ein Zuckerguss über allem, sondern nehme die Konflikte durchaus wahr und ernst. Der 1. Korintherbrief, aus dem das Wort stammt, wurde von Paulus an die stark zerstrittene Gemeinde in Korinth geschrieben. Paulus ging es darum, auch im Gegenüber das Ebenbild Gottes zu erkennen trotz aller Unterschiede.

Trotzdem gebe es Diktatoren in der Welt und Hass und Hetze von rechts, die spalten und nicht vereinen wolle. „Wir leben nicht im Paradies, sondern in einer unerlösten Welt“.

Das Erfolgsrezept der Vesperkirche jedoch sei, mit Freundlichkeit auf alle zuzugehen. Das versuchen die ehrenamtlichen Gastgeberinnen und Gastgeber: Sie investieren Liebe und bekommen sie auch zurück.

Geehrt wurde im Gottesdienst Wolfhart Berger, der seit nunmehr über 40 Jahren den Evangelischen Posaunenchor leitet.

Dekan Oliver Bruckmann und der Vorstand der Diakonie Schweinfurt, Pfarrer Carsten Bräumer, widmeten gemeinsam die St. Johanniskirche für die kommenden zwei Wochen der Vesperkirche. Und die Tische füllten sich schnell: Die 250 Portionen Essen, die das Vorbereitungsteam geordert hatte, waren am Ende restlos aufgegessen.

Bis einschließlich 4. Februar ist die Vesperkirche nun jeden Tag ab 11:30 bis ca. 14 Uhr geöffnet. Das umfangreiche Rahmenprogramm mit vielen Beratungs- und Hilfsangeboten finden Sie auf www.vesperkirche-schweinfurt.de.