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Aktion: freier Sonntag

 

Aus der Presse zitiert:

Importierter Fischmarkt als Türöffner

„Allianz für den freien Sonntag“ Schweinfurt/Main-Rhön sieht sich im Kampf gegen Sonntagsöffnungen bestätigt

In diesem Jahr wird die „Allianz für den freien Sonntag“ der Region Main/Rhön noch kein Gericht anrufen, um überprüfen zu lassen, ob ein vor zehn Jahren importierter Hamburger Fischmarkt mit Marktschreierei in Schweinfurt als Anlass ausreicht, um einen verkaufsoffenen Sonntag zu begründen. Sie will beobachten, ob der Fischmarkt selbst am 21. März die Massen nach Schweinfurt lockt oder doch nur als Anlass genommen wird, um die großen Einkaufscenter zu öffnen.

Die Vertreter der Allianz sehen sich vom Urteil des Bundesverfassungsgerichts im letzten Herbst darin bestätigt, dass der arbeitsfreie Sonntag ein Grundrecht darstellt und Ausnahmen sehr gut begründet sein müssen, erläuterte Pfarrer Manfred Herbert das Urteil in seiner Eigenschaft als Vertreter der evangelischen afa (Aktionsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen) vor der Presse.

Sonntagsöffnungen im Einzelhandel dürften nicht nur kommerziell begründet sein, sondern müssten im öffentlichen Interesse liegen. Das Grundgesetz schütze demnach nicht nur den Sonntag als christliche Institution, sondern ganz bewusst allgemein als Ruhetag. Und schließlich: Der Sonntagsschutz lasse sich künftig von Kirchen, Beschäftigten und Gewerkschaften einklagen.

Gegen den vom Stadtrat genehmigten verkaufsoffenen Sonntag am 21. März – Anlass ist erneut der Fischmarkt – hat die Allianz bei der Regierung von Unterfranken als Rechtsaufsichtsbehörde Einwendungen vorgebracht, ist damit aber abgeblitzt. Die Regierung machte sich die Argumentation der Stadt zu eigen, wonach bis zu 28 Marktschreier (bisher 14) den Fischmarkt zu einem Ereignis machen, das „überregional auf großes Interesse stößt“ und einen „beträchtlichen Besucherstrom auslösen wird“.

Das bezweifeln Evi Pohl, Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt (kda), und Betriebsseelsorger Peter Hartlaub entschieden. „Was soll überregional bedeutend am Verkauf von Fisch, Blumen und Käse sein“, fragt Pohl, „was wird denn in der Stadt von Freitag bis Sonntag verkauft?“ Sie halten den Fischmarkt für vorgeschoben, um einen Anlass für die Sonntagsöffnung zu präsentieren. Als regionaler Traditionstermin wie den Mantelsonntag wird er kaum herhalten können.

1995 erst sei der in Vergessenheit geratene Mantelsonntag wieder eingeführt worden, 2004 der zweite verkaufsoffene Sonntag, den große Teile des Einzelhandels sich nicht gewünscht hätten, sagt Harald Mantel vom KAB-Stadtverband. Erst letztes Jahr wurde überraschend ein dritter Verkaufssonntag beantragt und genehmigt, aber auch eher gegen den fusionierten „Schweinfurt-erleben“-Händlerverband. Nur weil das Maintal zur Neubert-Eröffnung einen gesonderten Antrag gestellt hatte, der genehmigt worden wäre, zog die Innenstadt mit einem eigenen Antrag nach. Damals musste die Ausstellung „60 Jahre Augsburger Puppenkiste“ in der Stadtgalerie als angeblicher überregional durchschlagender Besuchermagnet herhalten. „Wir wollen im Frühjahr eine Umfrage bei den Einzelhändlern starten, ob sie sich einen Kompromiss mit einem verkaufsoffenen Sonntag vorstellen können und nur dann einem zweiten, wenn ein wirklich großes Ereignis stattfinden sollte.“

Eine Umfrage der Allianz hat ein erstaunliches Ergebnis gebracht: 75 Kommunen, zwei Drittel der 111 teilnehmenden Gemeinden der Region Main/Rhön, haben gar keinen verkaufsoffenen Sonntag, sechs Gemeinden (fünf Prozent) einen Sonntag, zehn (acht Prozent) zwei, fünf Kommunen (vier Prozent) öffnen an drei Sonntagen, 15 (13 Prozent) gestatten vier verkaufsoffene Sonntage.

Vier Sonntage hätten vor allem die Mittelzentren genehmigt: Bad Kissingen, Bad Brückenau, Hammelburg, Münnerstadt, Zeil, Ebern, Haßfurt, Mellrichstadt, Bischofsheim, Bad Königshofen, Bad Neustadt. Nach der Würzburger Entscheidung, nicht mal einen zweiten Sonntag zu genehmigen, könne kein gravierender Nachteil für den Schweinfurter Einzelhandel behauptet werden, wenn hier kein dritter verkaufsoffener Sonntag stattfindet, fasst die Allianz ihre Umfrage zusammen.

(aus: Schweinfurter Tagblatt 04.03.2010, S. 25; Stefan Sauer)


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Aktionstag der "Allianz für den freien Sonntag" am 24. September 2009:

„Marionetten haben keine Wahl – sie müssen tanzen, auch am Sonntag.“ „Keine weiteren verkaufsoffenen Sonntage in Schweinfurt.“

Das war die Kernaussage auf die Befragung aller Kandidatinnen und Kandidaten zur Kommunalwahl 2008 der „Allianz für den freien Sonntag“, einem Bündnis aus Kirchengruppen und Gewerkschaften. Das heißt im Klartext: Es bleibt bei den beiden  bisherigen verkaufsoffenen Sonntagen in Schweinfurt einer im Frühjahr und einer im Herbst. Vielmehr gab es Befürworter, die verkaufsoffenen Sonntage ganz abzuschaffen.

Jetzt hat es sich die Mehrzahl der Frauen und Männer im Stadtrat doch anders überlegt und mit 23 zu 20 Stimmen einen dritten verkaufsoffenen Sonntag in Schweinfurt genehmigt. Die Begründung: Die Augsburger Puppenkiste feierte 2008 ihren 60. Geburtstag, und zu ihrem 61. hielt sie drei Wochen Station im ECE-Center „Stadtgalerie“. Diese Begündung halten die Kritiker der Ausweitung der verkaufsoffenen Sonntage für an den Haaren herbeigezogen. Sie riefen mit ihrem Flugblatt dazu auf, am Sonntag wählen zu gehen und nicht einzukaufen. So war zu lesen:
Am Sonntag würde Lukas in Ruhe seine Pfeife rauchen, Jim Knopf mit Molly spazieren fahren, Urmel in seiner Hängematte lümmeln und Kater Mikesch in der Sonne dösen.

Das würden sicher auch die Verkäuferinnen und Verkäufer gerne tun, wenn sie am Sonntag ihren grundgesetzlich geschützten Sonntag wirklich genießen könnten. Viele Stimmen von Passanten für die Einhaltung der Sonntagsruhe gab es. Allerdings sagten sie auch deutlich, dass sie eine laute und öffentliche Stellungnahme der kirchlichen Amtsträger vermissen und sich klar gegen verkaufsoffene Sonntage aussprechen. Einige gingen sogar soweit und fragten, ob die Evangelische Kirche ihre eigene Werbung vergessen habe, denn „Ohne Sonntag gibt`s nur noch Werktage.“

Dass das Leben mehr ist als Arbeit, Produktion und Geld verdienen, stellen sowohl die  bundesweiten als auch die 30 regionalen bayerischen  Allianzen für den freien Sonntag in den Mittelpunkt. Sie warnen davor, den Sonntag als Kauftag zu verramschen. Aber letzten Endes sind es die Konsumenten, die mit ihrem eigenen Kaufverhalten darauf Einfluss nehmen, was aus dem Sonntag wird und wohin die Entwicklung geht. Sicher wird sich eine „Rund- um-die-Uhr-Gesellschaft“ nicht für die Menschen rechnen. Denn für uns alle, insbesondere uns Christen, geht der gemeinsame Tag für den Gottesdienst und das Gebet, die eigene freie Zeit und die Zeiten für die Familie, Sport, Kultur und für unsere gemeinsamen Gemeinde- und Kindergartenfeste verloren, wenn wir alle an einem x-beliebigen Tag in der Woche frei haben. Erst dann werden wir feststellen, dass wir nichts mehr gemeinsam machen können.
Nutzen und gestalten wir den Sonntag als unseren freien Tag. An diesem ruhte auch Gott, nachdem er seine Erde geschaffen hatte und sich den siebten Tag aussuchte, um selber zu ruhen.
Probieren Sie es doch einfach selbst aus –  mit Sicherheit ist es ein lohnender und für Sie Gewinn bringender freier Tag.

(aus: evangelisch in schweinfurt, Nov. 2009)

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Aktion der "Allianz für den freien Sonntag" am 22. März 2009

In der Presse stand leider nur folgender Satz: "Auf dem so genannten Boulevard am Schillerplatz protestierte die von KAB, ver.di, der Evang. Arbeitnehmerorganisation und der Kath. Betriebsseelsorge gegründete Allianz für einen freien und gegen einen verkaufsoffenen Sonntag."

 

Endlich Sonntag:

Der Sonntag ist kein Tag wie jeder andere.

 

 

(Reger Betrieb am verkaufsoffenen Sonntag in Schweinfurt; Foto: Bergler)

Text des dort 1000-fach verteilten Flyers: "Immer weniger Menschen können einen freien Sonntag genießen. Denn: Immer stärker werden wirtschaftliche Interessen und ökonomische Zusammenhänge als unveränderbar gesetzt, um ihnen alle Dimensionen des menschlichen und gesellschaftlichen Lebens unterzuordnen. Sonn- und Feiertage, als Zeichen der Arbeitsruhe und der 'seelischen Erhebung', stehen stark unter Druck. [...]

Der gemeinsame freie Sonntag ist die kollektive Unterbrechung in der Hektik des Alltags. Der Ruhetag für alle: Er garantiert unseren Lebensrhythmus und macht so gesellschaftliches, kulturelles und religiöses Leben möglich. Er gewährt gemeinsame freie Zeit für das Leben in Beziehungen, Partnerschaften und Familien. Er bewahrt vor der totalen Ökonomisierung des Lebens. Er schützt vor dem Ausverkauf der Zeit.

Der arbeitsfreie Sonntag ist das Symbol dafür, dass Leben mehr ist als Arbeit, dass Gesellschaft mehr bedeutet als Wirtschaft. Der Sonntag ist der einzige Tag der Woche, der sich ökonomisch nicht rechnen muss. Der Sonntag ist für den Menschen da. Wir arbeiten, um zu leben, um zu lieben, um unser Leben zu entfalten. Der Zeittakt der Wirtschaft und die geplante und verplante Zeit der Arbeit hat eine sinnvolle Grenze: den Sonntag."

Übrigens betreuten am 22. März neben Pfr. Manfred Herbert folgende Damen und Herren diesen Stand: Sozialsekretärin Evi Pohl und Kathi Petersen (ehrenamtlich für ver.di), Gewerkschaftssekretär Peter König (ver.di Würzburg) und Betriebsseelsorger Peter Hartlaub.

   
    Engagement trotz beißender Kälte: Evi Pohl und Kathi Petersen      Nachdenkenswertes Plakat (Fotos: P. König)


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„Was ist uns der freie Sonntag wert?“

Unter diesem Motto fand am Samstag, 08. März 2008 ein „Sonntagsfrühstück“ der „Allianz für den freien Sonntag“ mit Diskussionsrunden im Cafe Vorndran in Schweinfurt mit 50 Teilnehmenden (Moderatorinnen Evi Pohl/kda und Karola Boger/IG Metall) statt. […]
In der „Allianz für den freien Sonntag“, Region Schweinfurt / Main-Rhön, arbeiten kirchliche und gewerkschaftliche Arbeitnehmer/innen, die arbeitsweltbezogenen Dienste der evangelischen und katholischen Kirche und die Gewerkschaften ver.di, IG Metall und der DGB zusammen.

Zahlen und Fakten:
Im Wettlauf der Bundesländer um die längste Ladenöffnungszeit wird der Sonntag auch in Bayern weiter in Gefahr geraten. Waren es 1991 in Bayern noch 21,5 % der Erwerbstätigen, die an Sonn- und Feiertagen arbeiteten, stieg deren Anteil 2006 auf 27,7 % (Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus). Diese Entwicklung ist Besorgnis erregend, da der Sonntag als gesetzlicher Ruhetag immer weiter ausgehöhlt wird. Dabei nimmt besonders der Sonntagsverkauf, über den die Gemeinde- und Stadträte entscheiden und diesen befürworten, stark zu.
Wurden 1997 in 566 bayerischen Gemeinden/Städten die Geschäfte an Sonn- und Feiertagen aus Anlass von Märkten, Messen oder ähnlichen Veranstaltungen geöffnet, waren es 2004 bereits 662 Gemeinden/Städte, die die Sonntagsöffnungen genehmigten. Die Kommunen sind gesetzlich verpflichtet, Stellungnahmen von Kirchen und Gewerkschaften zu Sonntagsöffnungen einzuholen. […]
Im Laufe der Jahre haben sich die Arbeitszeiten aber auch in anderen Bereichen enorm ausgeweitet. In der Industrie, z.B. in der Metall- und Elektroindustrie wurden und werden die Betriebsnutzungszeiten durch Schichtarbeit und zunehmende Samstagsarbeit weiter ausgedehnt. […]
Den in der „Allianz für den freien Sonntag“ Engagierten geht es um die Sicherstellung und den Vollzug des Artikels 140 Grundgesetz, der besagt, dass die „Sonn- und Feiertage“ durch die Verfassung „als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung gesetzlich geschützt“ sind.
Es war kein Zufall, dass diese Veranstaltung am 8. März, dem Internationalen Frauentag, und im Rahmen der Schweinfurter Frauenwochen stattfand. Ende September sind in Bayern Landtagswahlen. Es wird befürchtet, dass die begrenzten Ladenöffnungszeiten, die nun Ländersache sind, fallen. Das hätte massive Auswirkungen auf Frauen, da sie zu ca. 75 % die Beschäftigten im Einzelhandel stellen. […] In Schweinfurt wird der zunehmende Druck auf Sonntagsarbeit zum Teil durch das  zukünftige ECE-Center gesehen.

Was können Sie konkret tun?
Auf diese Frage antworteten die Teilnehmenden, dass sie die „Allianz für den freien Sonntag“ unterstützen. Sie wollen ihre Einkaufszeiten überdenken und verkaufsoffene Sonntage nicht zum Einkaufen nutzen. Das raten sie auch allen anderen Konsumenten.  Darüber hinaus wollen sie sich an der Unterschriften- und Postkartenaktion beteiligen und diese weiter tragen.
Durch das eigene Einkaufsverhalten können die Menschen deutlich machen, dass die bisherigen Ladenöffnungszeiten eigentlich schon länger sind als notwendig. Jede und jeder kann in Gremien, bei Parteien etc. klar Stellung beziehen, dass ein Familienleben, Freundschaften, Vereinsleben und ein Kirchenbesuch nicht mehr möglich sind, wenn auch der Sonntag zum Arbeitstag wird.

Fazit dieser Veranstaltung war, dass wir für den freien Sonntag kämpfen müssen. Nur der Sonntag sichert uns eine gemeinsame freie Zeit, denn in einer rastlosen Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft werden wir alle verlieren! Unsere Gesellschaft braucht mehr Herz und weniger Kommerz! Denn ohne Sonntag gibt es nur noch Werktage!
Die Diskussionsrunden wurden aufgelockert durch Gitarrensolo von Pfr. Manfred Herbert und das gemeinsame Singen der Lieder „Aufstehn, aufeinander zugehen“ und das bekannte Frauenlied „Brot und Rosen“.
(Pressebericht und Foto: Sozialsekretärn Evi Pohl/kda)

 

ALLIANZ FÜR DEN FREIEN SONNTAG - DIE RUHE BEWAHREN -

Kirchliche und gewerkschaftliche Arbeitnehmer/innen sowie die arbeitsweltbezogenen Dienste der beiden christlichen Kirchen haben die „Allianz für den freien Sonntag“  Region Schweinfurt / Main – Rhön gegründet.

Warum braucht es dieses Bündnis?
Im Wettlauf der Bundesländer um die längste Ladenöffnung wird der Sonntag auch in Bayern weiter in Gefahr geraten. Die von der Landesregierung geplante Liberalisierung des Ladenschlusses hätte negative Auswirkungen auf die Beschäftigten im Einzelhandel und das gesellschaftliche Leben - auch in Schweinfurt und der Region Main-Rhön. Dagegen wenden wir uns!

Was wollen wir erreichen?
Wir treten dafür ein, dass
0 der Sonntag als familienfreundliche Zeit erhalten bleibt,
0 die Ladenschlusszeiten an den Werktagen in die Nacht hinein nicht weiter ausgedehnt werden,
0 die Arbeitsbedingungen (Arbeitszeit, sinkendes Lohnniveau, prekäre Beschäftigungsverhältnisse) der Beschäftigten im Einzelhandel und durch Leiharbeit in der Industrie nicht noch weiter verschlechtert werden,
0 eine gewachsene Lebenskultur erhalten bleibt (ehrenamtliches Engagement),
0 der Sonntag als Zeit der Besinnung und Begegnung mit Gott und den Menschen erhalten bleibt.

Wer unterstützt die Sonntags-Allianz?
Eine Reihe von Unterstützern aus Verbänden und Organisationen in der Region Schweinfurt/ Main – Rhön tragen unser Anliegen mit. Politik, Sport, Kultur, Bildung, Kirchen und Gewerkschaften leben v. a. vom ehrenamtlichen Engagement der Menschen und schaffen dadurch Lebensqualität in unserer Region.
Auch für die Geschäftsinhaber/innen würde eine Ausdehnung der Ladenschlusszeiten eine zusätzliche Belastung darstellen.


Was wir brauchen:

Mehr Herz und weniger Kommerz!
Der Sonntag ist für den Menschen da. Wir brauchen Raum und Zeit zum Innehalten. Der Sonntag sichert uns eine gemeinsame freie Zeit. Diese soziale Errungenschaft dürfen wir uns nicht nehmen lassen. In einer rastlosen Rund-um-die-Uhr-Gesellschaft werden wir alle verlieren.
Mit verschiedenen Aktivitäten werden wir auf unser Anliegen aufmerksam machen. Über Ihre Unterstützung würden wir uns freuen! 

Kontakt: 0 97 21 / 25 21 6 (Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt, kda), Juli 2007

 

ARCHIV 2007:

Der arbeitsfreie Sonntag ist ein Grundrecht
- Regionale Allianz für den freien Sonntag gegründet -

Den arbeitsfreien Sonntag als Grundrecht jedes Menschen schützen und als Grundlage einer humanen Gesellschaft erhalten wollen die Mitglieder der „Allianz für den freien Sonntag“ in der Region Schweinfurt/Main-Rhön. Bei einer gut besuchten Gründungsversammlung am 16. Juli 2007 im Martin-Luther-Haus riefen Vertreter der an der Allianz beteiligten Organisationen dazu auf, sich allen Tendenzen entgegenzustellen, die den Sonntag dem Kommerz und dem Profit opfern wollen.
Die Schweinfurter „Allianz für den freien Sonntag“ versteht sich als örtlicher Träger einer bundesweiten Kampagne unter dem gleichen Titel. In Schweinfurt wird die Allianz getragen vom Deutschen Gewerkschaftsbund, von den Einzelgewerkschaften verdi und IG Metall und von den kirchlichen Arbeitnehmerorganisationen der evangelischen und der katholischen Kirche, also der Aktionsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen afa und dem Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt KDA sowie der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung KAB und der Betriebsseelsorge. Diese Organisationen bildeten den Kern der Allianz, deren Absicht es aber auch sei, um weitere Unterstützer zu werben, ganz bewusst auch über den kirchlichen und gewerkschaftlichen Raum hinaus, betonte Sozialsekretärin Evi Pohl vom KDA: „Wir wollen auch alle Vereine und Verbände, die auf ehrenamtliche Arbeit angewiesen sind, darauf hinweisen, dass das sportliche und kulturelle Leben zu veröden droht, wenn immer mehr Menschen am Sonntag arbeiten müssen.“

Der arbeitsfreie Sonntag wird immer wichtiger
Betriebsseelsorger Peter Hartlaub begründete das Engagement der Bündnispartner für den freien Sonntag: „In einer Gesellschaft, in der Flexibilität und Mobilität immer wichtiger werden und den Alltag immer stärker prägen, wird es um so wichtiger, dass es gemeinsame Zeiten der Ruhe und der Erholung, des Durchatmens und Innehaltens gibt.“ Der arbeitsfreie Sonntag sei notwendig, damit die Menschen sich von ihrem immer anstrengender werdenden Arbeitsalltag erholen und neue Kraft schöpfen könnten. Er werde gebraucht, damit Menschen nicht nur von ihrem Terminkalender und dem Zwang des Funktionierens getrieben würden, sondern Zeit hätten, alle Seiten ihres Mensch-Seins auszuleben. Immer mehr seien die Menschen auf den Sonntag angewiesen, um Zeit für Beziehungen, für Gespräche, für gemeinsames Feiern und Handeln zu haben. So sei der arbeitsfreie Sonntag ein Eckpfeiler der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und sein Erhalt ein Prüfstein für die Familienfreundlichkeit von Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Unverzichtbar sei der arbeitsfreie Sonntag auch für die kulturelle Vielfalt unserer Gesellschaft, denn viele Kultur- und Sportvereine seien auf den arbeitsfreien Sonntag ihrer Mitglieder angewiesen: „Es wird immer schwerer, Fußball zu spielen oder ein Konzert zu geben, wenn immer mehr Menschen am Sonntag arbeiten müssen.“ Aus all diesen Gründen, so Hartlaub, sei der arbeitsfreie Sonntag eben kein Luxus, sondern ein tragendes Element der Gesellschaft und als solches auch durch die Verfassung geschützt.
Allerdings sei der arbeitsfreie Sonntag immer mehr in Gefahr: Nicht nur der stetig wachsende Druck auf eine Ausweitung der Ladenöffnungszeiten und die Inflation an Verkaufsoffenen Sonntagen trage dazu bei, sondern auch die Ausweitung der Sonntagsarbeit in der Industrie und in anderen Dienstleistungsbereichen, so Hartlaub: „Das Argument des weltweiten Konkurrenzdrucks muss immer öfter als Begründung dafür herhalten, dass Menschen am Sonntag arbeiten müssen. Aber lässt sich die menschliche Errungenschaft des Sonntags einfach mit Profit verrechnen?“
Vertreter der Bündnispartner stellten anschließend ihre Motivation dar, sich in der Allianz mit einzubringen. Peter König, für den Einzelhandel zuständiger Sekretär stellte den Zusammenhang zwischen der Ausweitung der Ladenöffnungszeiten und der Tarifrunde im Einzelhandel her. Hier versuchten die Arbeitgeber, durch die Streichung der Zuschläge für besonders belastende Arbeits¬zeiten den Weg für möglichst billige Ladenöffnungszeiten rund um die Uhr zu ebnen. Er sah im Zusammenhang mit der Ansiedlung des ECE auch für Schweinfurt zukünftig die Gefahr von Öffnungszeiten rund um die Uhr und einer Zunahme Verkaufsoffener Sonntage.

Die Stunden, die zählen, sind die Stunden, die nicht gezählt werden
Pfarrer Manfred Herbert erinnerte in seinem Grußwort im Namen des evangelischen Dekanates daran, dass der arbeitsfreie siebte Tag eines der ältesten sozialen Schutzgesetze der Menschheit darstelle. Seit mehr als 2.500 Jahren sei diese Tradition ein Fundament einer am jüdisch-christlichen Erbe orientierten Gesellschaft, das es zu erhalten und zu schützen gelte.
Für die afa Unterfranken erinnerte Klaus Rieth an einen Satz des Zeitforschers Karlheinz Geißler: „Die Stunden, die zählen, sind Stunden, die nicht gezählt werden.“ Solche Stunden brauchten die Menschen, um sich von ihren Alltagslasten befreien zu können. Die Politik sei gefordert, solche Stunden nicht wirtschaftlichen Erwägungen zu opfern, sondern dieses hohe Gut gemeinsamer Zeit zu erhalten.
Im Namen des Regionsvorstandes des DGB erklärte Marian Janka, dass der Erhalt des arbeitsfreien Sonntags in allen gewerkschaftlichen Bereichen ein Problem darstelle. Er erinnerte an ein Plakat des DGB mit dem Motto „Samstags gehört Papi mir!“ und bezeichnete in diesem Zusammenhang die Forderung nach dem arbeitsfreien Sonntag als „eigentlich äußerst bescheiden“.
Für die KAB erklärte der Vorsitzende des Stadtverbandes Schweinfurt, Harald Mantel, dass es dem katholischen Verband beim Einsatz für den arbeitsfreien Sonntag um mehr ginge als um den möglichen Kirchenbesuch. Es ginge darum, den Wert des Sonntags für die Vielfalt und den kulturellen Reichtum der Gesellschaft und für das Leben der einzelnen Menschen durch eine erneuerte Sonntagskultur deutlich zu machen. Dazu sei die Zusammenarbeit vieler Bündnispartner notwendig.
Für die IG Metall berichtete Karola Boger darüber, dass der Sonntag immer häufiger zur Produktion genutzt werde. Die Gründe dafür seien einerseits in der guten Konjunktur zu sehen, andererseits aber auch im Bestreben der Arbeitgeber, die Betriebsnutzungszeiten auszuweiten und die Arbeitszeiten der Einzelnen an die Produktionsplanung anzupassen. Diese weitere Ausdehnung der Schichtzeiten habe schwer wiegende Auswirkungen auf die Lebensführung der Beschäftigten. Die Ausweitung der Arbeitszeiten und die zunehmende Arbeitsverdichtung erhöhten die Notwendigkeit, den Sonntag für die Erholung arbeitsfrei zu halten.

Den Sonntag schützen geht nur gemeinsam
SCHLECKER-Betriebsrätin Ursula Bieber berichtete aus der Praxis des Einzelhandels, dass zunehmende Öffnungszeiten mit immer weniger Arbeitszeit des Personals abgedeckt würden. Das gelinge dadurch, dass weniger Personal im Laden sei bis hin zur bei SCHLECKER üblichen Ein-Frau-Besetzung und dass die individuelle Arbeitszeit der Beschäftigten reduziert werde, von denen dann im Gegenzug immer mehr nur teilweise bezahlte Mehrarbeit abgefordert werde. „Weil aber dadurch die Einkommen der Beschäftigten sinken, ist Sonntagsarbeit attraktiv, so lange es noch Zuschläge gibt.“ Trotz dieser Zuschläge arbeiteten aber die Beschäftigten der Firma SCHLECKER in ihrem Betriebsratsbezirk an Verkaufsoffenen Sonntagen nicht, weil ihnen die freie Zeit wichtiger sei.
Norbert Lenhard, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der INA Schaeffler KG, berichtete, vor welchen Entscheidungen Betriebsräte im Zusammenhang mit der Sonntagsarbeit in der Produktion stehen. Er sah einerseits den rein wirtschaftlich begründeten Druck, der mit den Möglichkeiten für Sonntagsarbeit in anderen, auch europäischen Ländern auf die Betriebsräte ausgeübt würde. Es gebe aber auch andere Situationen, in denen der Betriebsrat unter bestimmten Bedingungen der Sonntagsarbeit zustimmen müsse, um Schaden vom Unternehmen abzuwenden. Dabei seien oft fehlende oder zu spät getroffene Investitionsentscheidungen der Grund, die zu Lieferproblemen führten. Dann müsse der Betriebsrat in den sauren Apfel beißen, allerdings nur für eine begrenzte Zeit und unter der Bedingung, dass entsprechende Investitionen vereinbart würden. Damit Betriebsräte nicht gegeneinander ausgespielt werden könnten, sei gute Kommunikation und Abstimmung untereinander notwendig. Dies geschehe bei Schaeffler über den Gesamtbetriebsrat und auch auf der Ebene der Ortsverwaltung der IG Metall.
Abschließend stellte Kathi Petersen für die Organisatoren der Allianz einige Ideen zur Arbeit der Allianz vor. So seien Aktionen im Vorfeld Verkaufsoffener Sonntage ebenso geplant wie am 3. März, dem Tag, an dem Kaiser Konstantin im Jahr 321 n.Chr. den Sonntag per Gesetz arbeitsfrei erklärt hatte. Um Einfluss auf die bayerische Gesetzgebung zum Ladenschluß zu nehmen, werde eine Postkarten- und Unterschriftenaktion durchgeführt. „Vordringlich wird aber die Suche nach weiteren Bündnispartnern aus dem erhrenamtlichen Bereich sein, um eine breite Bewegung für den Schutz des arbeitsfreien Sonntags zu mobilisieren.“

                                                                                               Für die Allianz: Evi Pohl (V.i.S.d.P.)

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